Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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British Library.


S. Denis.[]

[1]
S. Denis, Stadt in der Isle de France, 2 kleine Stunden von Paris, in einem fruchtbaren Bezirk, der in engem Verstande la France heißt, daher sie den Beinamen en France führt. Jezt der Hauptort eines Arrondissements im Departem. der Seine. Bei der Zählung im J. 1803 hatte er 4,425 Einwohn., und einige Cottonmanufakturen. Die hiesige Benedictinerabtey war vortrefflich. Das Hauptgebäude ist von Quadersteinen neu und prächtig aufgeführt, und hat einen sehr anmuthigen Garten. In der Kirche fand man einen reichen Schatz von Reliquien und andern Kostbarkeiten, in 8 Schränken verwahrt. Im siebenten wurden gewöhnlich, während der Lebenszeit eines Königs, die Kleidungsstücke, die bei seiner Krönung sind gebraucht worden, aufbehalten. Wegen der Reliquien des H. Dionysius, welche die Abtey zu St. Denys zu besitzen behauptet, wird ihr von der Abtey St. Emeran widersprochen, welche vorgiebt, solche von K. Arnolf, der sie heimlich aus Frankreich wegbringen ließ, erhalten zu haben. In der Kirche zu St. Denys ist das ordentliche Begräbniß der französischen Könige, ihrer Gemahlinnen und Kinder. Auch der Connetable, Betrand dü Guesclin, und der Marschall von Türenne, zwey große und verdiente Feldherren, sind hier begraben. Seit 1692 hatte dieses Kloster keinen Abt mehr, sondern die Einkünfte desselben sind dem Hause St. Cyr zugeschlagen: der Prior aber war beständiger Generalvicarius des Erzbischofs zu Paris. Durch die Revolution wurde sie Abtey aufgehoben und die Schätze sind verschwunden, und die alten Leichname der Könige sind 1793 aus ihren Särgen genommen und in die Erde begraben worden. Aber im J. 1806 ließ K. Napoleon die Kirche wieder in Ordnung bringen, bestimmte sie zu dem Begräbnißplatz der kaiserlichen Familie, und errichtete ein Domkapitel von 10 Canonicis, welche aus alten Bischöfen bestehen, auch mit den Bischöfen gleichen Rang und Gehalt haben. Dechant ist immer der kaiserliche Oberalmosenier. Zu dem Bezirk von St. Denis gehören die Cantons: St. Denis, Nanterre, Pantin und Neuilly.


Abbey of St. Denis.


Zeitungsnachrichten.[]

1807.[]

Frankreich. [2]

Die Wiederherstellung der Kirche von St. Denis ist schon weit vorgerückt. Das Innere ist ganz neu, Rechts im hohen Chore stehen 2 Entsündigungsaltäre für das Merovingische und Carolingische Geschlecht. In der Mitte ist eine Säule angebracht, welche die Medaillons der 6 französischen Könige, welche zugleich Kaiser waren, tragen wird. Die Wanddrapperie hinter den Altären wird mit Bienen (woraus man späterhin Linien gemacht) verziert. Gegenüber kommt der Versöhnungsaltar für die Könige der dritten Dynastie zu stehen, deren Namen in eine darneben stehende Säule eingegraben werden. Das Hauptaltar nimmt die Mitte der Kirche ein. Das Gewölbe, worinn sonst die Asche der Könige aufbewahrt wurde, ist wieder hergestellt, und soll die Gebeine der Monarchen der vierten Dynastie aufnehmen. Mitten m hohen Chore, hinter dem Hauptaltare wird eine kolossale Statue errichtet. Sie stellt die von Frankreich aufrecht gehaltene Religion vor. Schon jetzt sieht man das Modell zu dieser Statue in der Kirche aufgestellt.

1811.[]

Vermischte Nachrichten. [3]

Die Kirche der ehemaligen Abtey St. Denis ist nun völlig wieder reparirt, aber freylich auf eine etwas moderne Art, welches mit der gothischen Bauart der Kirche einen Abstich macht. Es sollen 10 Gemälde darin aufgehangen werden, wozu die Sujets schon angegeben sind. Manche Maler setzen alle ihre Freunde und Bekannten in Bewegung, um mit dem Malen derselben beauftragt zu werden. Vermuthlich werden aber nur diejenigen Künstler dazu genommen, welche sich in den verschiedenen Kunstausstellungen am meisten im historischen Gemälde ausgezeichnet. Unter die angegebenen gehören: Die Aufbauung der Kirche vom Könige Dagobert; Kaiser Karl V., wie er die Kirche besucht; Kaiser Napoleon, wie er den Plan der Wiederherstellung derselben billigt; Züge aus dem Leben des heil. Dyonisius.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  2. Wiener-Zeitung Nro. 60. Mittwoch, den 29. Julius 1807.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 4. Donnerstag, den 4. Januar 1812.
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