Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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British Library.


S. Germain en Laye.[]

[1]
S. Germain en Laye, einer wegen ihrer 2 königl. Lustschlösser zu Ludwigs XIV. Zeiten sehr in Aufnahm gekommene Stadt, an der Seine, in Isle de France. Sie ist jezt der Hauptort eines Cantons im Departem. der Seine und Oise, Bezirk Versailles, hat 9000 Einwohner, und gute Ledermanufakturen. Ihr sogenanntes altes Schloß wurde König Jakob II. nach seiner Flucht aus England eingeräumt, und er ist auch daruaf 1701 gestorben. Das neue Schloß, in welchem Ludwig XIV. den 5teb Sept. 1638 geboren worden, erhielt unter seiner Regierung viel Verschönerungen. Jezt liegt das meiste davon in Verfall. Der hiesige Wald, nebst der gesunden Luft und gutem Wasser, sind jezt die Hauptvorzüge dieses Orts. 1769 ist hier ein Friede zwischen Frankreich und den Kurf. von Brandenburg geschlossen worden.


The Cleveland Museum of Art.

Von Reisende.[]

Dr. Johann Friedrich Droysen.[]

[2]

[1801]

St. Germain hat eine äußerst reitzende Lage; das Schloß, welches nie schön war, dient zum Magazine, der Garten ist nicht reitzend, nur die Terrasse und die Aussicht über die Seine, die sich durch ein freundliches, reitzendes Thal von Weinbergen, unter Dörfern, Wiesen, Gärten und Landhäusern hindurchwindet, ist himmlisch, schön. –

Wir nahmen unsern Rückweg von St. Germain über St. Cloud; dieses übertrifft theils durch seine Nähe an Paris, theils durch seine Lage hart an den Ufern der Seine St. Germain fast an Reitz der Natur, dabey ist der Garten mit seinen Fontänen und Cascaden, welche ein Modell des Winterkastens in Weissenstein scheinen, wirklich sehr angenehm. Man arbeitet nun an der innern Einrichtung des Schlosses, das für den 1sten Consul bestimmt seyn soll. –


Brief einer teutschen Dame in Paris an eine Freundin in Teutschland.=[]

[3]

Paris, im März 1810.

Wir sparten auf einen andern Tag die Beschauung der seltnen Pflanzen und Thiere, die hier vereinigt sind, und giengen weiter nach St. Germain. Man zeigte uns das Schloß nicht, weil die Zöglinge der Militairschule es jetzt als Caserne bewohnen, sondern wir sahen nur das Park, die Terrasse und den Wald, der diesen Namen eigentlich wohl kaum verdient. Man haut nach und nach die schönsten Bäume aus allen Wäldern aus, weil es an Holz gebricht; wir fanden hier eine Menge neugefällter hoher Holzhaufen. Die gepriesene Aussicht der Terrasse ist zwar von weitem Umfang, kommt aber den Aussichten von Montmorency, Andilly und St. Prix nicht gleich und ist überhaupt nur in sofern schön, als man eben aus Paris kommt und nichts Besseres hat. Die Gegend von Montmorency her hat den Vorzug, daß sich die Anhöhen rings um den Horizont malerisch gestalten und die Aussicht freundlich einschließen. Hier aber liegen dieselben Anhöhen unfreundlich durcheinander geworfen und auf keinem Punkt verweilt der Blick mit wahrem Genuß. Der Arm der Seine, der sich durch die Landschaft schmiegt, ist schmal und nicht reizend gebogen und die Ufer sind kahl und öde. Die Fußsteige im Walde sind, wie in einem Park, gerade gezogen und Alles ist nach Pariser Schnitt, ungemein bewundernswürdig, aber auf keine Weise anziehend und gemüthlich.


St.Germain-en-Laye.

Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Dr. Johann Friedrich Droysen's Bemerkungen gesammelt auf einer Reise durch Holland und einen Theil Frankreichs im Sommer 1801. Göttingen bey Heinrich Dieterich. 1802.
  3. London und Paris. Jahrgang 1810. Rudolstadt, im Verlage der Hof- Buch- und Kunsthandlung. 1810.
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