Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Wien Museum


Schlacht bey Mainz.[]

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Der acht und zwanzigste Oktober 1793.

Die Oesterreicher durften auf keine ruhigen Winterquartiere hoffen, es sey denn, daß Mannheim zuvor wieder erobert wäre, und hier konnte man sich nicht festsetzen, ausgenommen, wenn die Franzosen erst aus ihren furchtbaren Stellungen bey Mainz geworfen wären. Aber es war keine kleine Aufgabe, 52 Bataillone Infanterie, 5 Regimenter Kavallerie, 6 Regimenter Artillerie, 2 Regimenter Sappeurs, 2 Kompagnien Mineurs, und Kanonen zu hunderten, alles von den gewaltigsten Verschanzungen gedeckt, wegzutreiben. Diese Aufgabe löste der General Clerfait. Er theilte sein Armeekorps in drey Kolonnen; die erste stund unter dem Gouverneur von Mainz, General Neu, die sich zu Ginsheim, am rechten Ufer des Rheins, sammelte, die Avantgarde unter dem Obristen von Knesevich; die zweyte Kolonne unter dem Feldmarschall-Lieutenant von Staader; die dritte, oder das Reservekorps, unter dem Kommando des Grafen Mels Kolloredo. Alle zum Angrif bestimmten Truppen betrugen von der kaiserlichen Armee 20 Bataillone, 16 Kompagnien und 26 Eskadrone; von der Reichsarmee 5 Bataillone und 5 Kompagnien, zusammen 25 Bataillone, 21 Kompagnien, 26 Eskadrone. Die Festung Mainz behielt 6 Bataillone von der Reichsarmee als Besatzung, und 4 K. K. Grenadierbataillone stunden in Reserve. In der Nacht rückten die Kolonnen auf ihre Sammelplätze; um dreyviertel auf 6 Uhr Morgens geschah der Angrif. Die ganze Vorpostenkette wurde zurückgedrängt, und auf das Dorf Mombach feuerte man mit Kanonen; man eroberte es. Der Feind wurde in der rechten Flanke und im Rücken genommen, Laubenheim gestürmt, die Schanzen genommen und das Geschütz erbeutet.

So gelang ein Angriff um den andern, trotz des fürchterlichsten Kartätschen- und Gewehrfeuers. Alle Schanzen des Feindes wurden gestürmt und erstiegen. Er wurde auf der ganzen Linie geschlagen, und zog sich in die Gegenden von Bingen, Kreuznach, Alzei u. s. w. zurück, nachdem er wenigstens 300 Munitionskarren in die Luft gesprengt hatte. Um leichter fliehen zu können, warfen die Franzosen die Gewehre weg, womit alle Strassen bedeckt waren. Die Oesterreicher eroberten an diesem Bluttage 138 Stücke schweres Geschütz, 1431 verschiedene Wagen, Schmidten und Belagerungsmaschinen, viel Schifsbauholz und beträchtliche Depots; 1633 Mann wurden gefangen, worunter sich 2 Generale und 151 Offiziere befanden; ihren eigenen Verlust berechneten sie an Todten und Verwundeten auf 1465 Mann.

An eben dem Tag, an welchem dieses bey Mainz vorfiel, hatte sich der General Wurmser des Galgenberges bey Mannheim und auch der Nekarschanze bemächtigt.


Quellen.[]

  1. *Neues historisches Handbuch auf alle Tage im Jahr mit besonderer Rücksicht auf die Ereignisse der neuesten Zeiten von Wagenseil Königl. baier. Kreißrath. Augsburg und Leipzig in der Jenisch und Stageschen Buchhandlung.
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