Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Schreiben des Major-General an den Marschall Davoust.[]

Rambouillet, den 11ten März 1809.


Ich sende Ihnen, Herr Marschall, einen meiner Adjudanten. Es ist wahrscheinlich, daß die Zusammenziehung der Truppen in Oesterreich, soweit nämlich als man militärische und politische Nachrichten davon hat, von ihrer Seite keine Bewegung veranlaßt; dennoch hat der Kaiser für dienlich erachtet, Ihnen für jeden möglichen Fall eine allgemeine Anweisung für Ihr Verhalten zu geben. Am 20sten März wird Ihre ganze Armee, mit Inbegriff der beiden Kürassier-Divisionen, welche in Hanover standen, bei Baireuth, Bamberg und Würzburg vereint seyn. Es scheint der Klugheit und Vorsicht gemäß, Kronach, Forchheim und Amberg zu besetzen, zu bewaffnen, und mit Kriegsbedarf zu versehen. Das Hospital wird in Würzburg seyn. In Bayreuth muß es ganz ruhig aussehen; die Klugheit erfordert, solche Maßregeln zu treffen, daß man dies Fürstenthum räumen könne, ohne einen Mann, ein Pferd oder einen Transportwagen zu verlieren.

Bei jeder plötzlichen Bewegung des Feindes auf Baireuth, wenn er sich mit überlegener Macht zeigt, müssen Sie nur einen Zweck haben, nämlich auf eine Art zu manövriren, die es in Ihrer Macht läßt, sich nach der Donau zu ziehen, damit Sie sich mit dem Marschall Massena und dem General Oudinot vereinigen können. Die Grenadier-Division des letzteren, so wie die Kürassiere des General d'Espagne, welche diese Division begleiten, stehen noch, bis auf diesen Augenblick, unter Ihrem Befehl. Der General Oudinot hat unmittelbar vom Kaiser die Ordre erhalten, Hanau, wo er bisher stand, zu verlassen, und seine Cantonirungen nach Augsburg und an den Lech zu verlegen. Sollten Sie die Bewegung, sich mit Massena und Oudinot zu vereinen, machen müssen, so werden Sie Ihr Gepäck in die Zitadelle von Würzburg, die verproviantirt seyn muß, werfen.

Vom 20sten bis 29sten werden Sie sich in der Gegend von Bamberg mit Ihren vier Infanterie-Divisionen, Ihren beiden Kürassier-Divisionen, und Ihren acht Regimentern Reuterei concentriren. Sie werden eine Stellung bei Bamberg nehmen, wobei Ihr rechter Flügel sich gegen die Donau hinzieht. Der linke Flügel der baierschen Armee steht bei Straubing; mit diesen Truppen muß Ihr rechter Flügel sich in Verbindung setzen.

Es ist die Absicht des Kaisers, daß die Division Friant im Baireuthischen bleibe, die Division Morand aber in Bamberg, und die Division Güdin in Nürnberg und Amberg aufgestellt werde. Ihre leichte Cavalerie wird dergestalt vertheilt werden, daß sie alle Ausgänge von Böhmen gegen Deutschland beobachten kann, nämlich von Eger bis Cham und Ried, bis wohin sich die Posten der baier'schen Cavalerie erstrecken. Die Division Saint-Hilaire und die beiden Divisionen schwerer Reuterei werden Sie in zweiter Linie gegen die Donau hin, zwischen Nürnberg und Ingolstadt aufstellen, dergestalt, daß diese Truppen durchaus in keine Berührung mit dem Feinde kommen.

Wenn die Bewegungen der Oesterreicher die königliche Familie in Dresden sofort beunruhigen sollten, und sie sich nach Leipzig oder an den Rhein begeben möchte; so wäre dies ganz erwünscht, und Sie hätten dann Anstalten zu treffen, sie auf ihrer Reise zu beschützen. Der Prinz von Ponte-Corvo, der das Commando der sächsischen Armee übernehmen soll, würde durch diese Flucht freiere Hand erhalten.

Uebrigens, Herr Marschall müssen Sie nichts voreilig thun. Nach der Meinung des Kaisers, ist es gar nicht wahrscheinlich, daß die Oesterreicher einen Angriff beabsichten. Sollten indeß unvorgesehene Umstände dieser Vermuthung widersprechen, so wäre es schicklich, daß die königliche Familie nach Leipzig ginge, weil die sächsische Armee in den Fall kommen kann, Dresden zu räumen.

Bei jedem unvorgesehenen Ereigniß werden Sie den Commandanten von Magdeburg und den König von Westphalen sogleich davon in Kenntniß setzen.

Die Stellung der Armee ist in diesem Augenblick folgende:

Das Corps des Marschall Massena bei Ulm.
Der General Oudinot und die Kürassier-Division des General d'Espagne bei Augsburg.
Die Würtemberger, unter General Graf Vandamme bei Aalen, Ellwangen und Neresheim.
Die baiersche Armee, unter dem Marschall Herzog von Danzig (Lefebvre), bei Straubing, Landshut und München.

Bei unvermutheten Ereignissen und im Fall eines feindlichen Angriffs, werden Sie gegen diese Corps marschieren; sie sind angewiesen, Ihnen entgegen zu marschieren, indem einige vorwärts, andere rückwärts gehen, so daß die Vereinigung bei Ingolstadt oder Donauwerth statt finden kann. Sie können sich vorstellen, daß Sie nicht sobald in diese Lage kommen, als auch der Kaiser da seyn würde. Diese concentrische Bewegung würde über 180,000 Mann vereinen, die dann auf dem einen oder andern Donau-Ufer manövriren könnten, und auf dem rechten Ufer dieses Stromes durch den Lech, auf dem linken durch die Rednitz gedeckt seyn würden.

Alexander.


Schreiben des Major-General an den Marschall Massena.[]

Rambouillet, den 11ten März 1809.


Mein Herr Herzog von Rivoli!

Die Absicht des Kaisers ist, daß Sie ihr Armee-Corps auf folgende Weise aufstellen:

Ihr Hauptquartier und die erste Division in Ulm;
Eine Division in Günzburg;
Eine Division in Memmingen;
Eine vierte endlich zwischen Ulm und Donauwerth,

dergestalt, daß, von welcher Seite man auch marschieren müße, Sie stets die Spitze einer Division haben, welche den andern bereits um einige Märsche voraus ist. Es wird nöthig seyn in der Gegend von Donauwerth, ohne jedoch die Stadt zu besetzen, die Division Carra-Saint-Cyr, wozu die Hessen-darmstädtischen Truppen gehören, aufzustellen. Fällt nichts Dringends vor, Herr Herzog, so lassen Sie diese Truppen, so wie die Baden'schen, einige Tage in Mergentheim und Pforzheim, damit sie Zeit haben, sich zu formiren, ehe sie zu ihren Divisionen stoßen.

Alexander.


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Quellen und Literatur.[]

  • Feldzüge des Kaisers Napoleon in Deutschland, Italien und Polen im Jahr 1809, nebst den Expeditionen von Neapel und Walchern, nach einem Tagebuch und der Correspondenz Napoleons; mit Belegen und einigen bisher ungedruckten Actenstücken. Von General Pelet. Stuttgart, bei Friedrich Franck h 1824.
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