Schwedt.[]
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Schwedt, wohlgebaute Stadt, nebst einem Amte, im Stolpirischen Kreise, in der Uckermark an der Oder, 11. Meilen von Berlin. Ihr prächtiges Schloß war die Residenz einer von Philipp Wilhelm, dem Halbbruder des K Friedrichs I. von Preussen, abstammenden Nebenlinie des königl. Preussischen und Kurbrandenburgischen Hauses, welche 1789 erlosch; worauf K. Friedrich Wilhelm II. Schwedt in Besitz nahm. Die Zahl der Einwohner in der Stadt betrug 2983 im J. 1795. Es ist daselbst eine lutherische, eine deutsch- und eine französisch reformirte Kirche, und eine grosse Stadtschule. Die ziemlich breiten Strassen sind mit wilden Castanienbäumen bepflanzt. Die Einwohner nähren sich von der Bierbrauerey und dem Branntweinbrennen, von den wichtigen 2 Rauch- und Schnupftabak Manufakturen und Handel mit dem Landes Tabak. Auch eine Stärk- und eine Sichorienfabrik befindet sich in der Stadt.
Von Reisende.[]
Jean-Philippe Graffenauer.
- [1807]
Wir reiseten nun, auf dem, Ihnen, mein Herr, schon bekannten Wege, d. h., über Bütow, Rummelsburg, Neustettin, Tempelburg und Stargard nach Stettin. Von da nach Berlin führte uns unser Weg durch Gartz, Schwedt, Angermünde, Neustadt-Eberswalde und Bernau.
Gartz ist eine kleine wohlgebaute Stadt in Vorpommern.
Schwedt gehört zur Uckermark. Es hat eine freundliche Lage an der Oder, auch ein schönes Schloß mit einem weitläufigen Garten, der nach dem Strome zu liegt. Die erste Anlage zur Erbauung des Schlosses ward schon im Jahre 1580 gemacht; man hat jedoch späterhin es von Grunde aus neu erbaut. Dem Schlosse gegenüber läuft ein angenehmer, langer Spaziergang, der mit einer vierfachen Allee eingefaßt, auf beiden Seiten mit hübschen Häusern umgeben und mit Statuen geziert ist. Die meisten Straßen in Schwedt sind breit, schnurgerade, und vor den Häuser stehen Bäume. Der große Reitstall reicht eine ganze Straße entlang. In der Kirche stehen zwey Särge von Granit, die der Markgraf Friedrich Wilhelm für sich und seine Gemahlin verfertigen ließ. Schwedt hat ungefähr zwey Tausend Einwohner. Die Umgebungen dieser Stadt, vorzüglich die Ufer der Oder, gewähren malerische Aussichten. Eine Viertelmeile von Schwedt liegt das Lustschloß Mon-plaisir, wo man angenehme Spaziergänge und schöne Gärten findet. (>>>)
Quellen.[]
- ↑ Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs=Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
- ↑ Meine Berufsreise durch Deutschland, Preußen und das Herzogthum Warschau, in den Jahren 1805, 1806, 1807 und 1808. Von J. P. Graffenauer, Doktor der Arzneygelahrtheit, vormaligem Arzte bey der großen französischen Armee, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitgliede. Chemnitz, bey Carl Maucke. 1811.