Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Die Stadt Thorn in Westpreußen.[]


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Biblioteka Narodowa w Warszawie

Diese Stadt hat sich in den letzten Jahren, wo hier herum die Franzosen ihr Wesen trieben, als befestigte Stadt bekannt gemacht, und hat jetzt von den Russen belagert und am 16. Apr. 1813 eingenommen werden müssen. Die gute Lage der Stadt an der Weichsel, hat die schnelle Anlegung von einigen Festungswerken erleichtert. Am 7ten Apr. 1793 kam die Stadt in Besitz von Preußen, wurde zu Westpreußen und zwar zum Culmschen Kreise gerechnet, und blieb im Preußischen Besitze, bis Napoleon 1807 das Herzogthum Warschau schuf, seit welcher Zeit sie zu dem Bromberger Departement dieses Herzogthums gehörte. Thorn ist als die Geburtsstadt des Astronomen Copernicus und als bedeutende Handelsstadt berühmt. Man findet hier mehr als 100 Häuser und gegen 10,000 Einwohner. Durch die Belagerung wurde die Schiffahrt auf der Weichsel gänzlich unterbrochen, und die Herstellung derselben ist für die Stadt ein großes Glück.

Die russische Belagerung und Beschießung der Stadt wurde sehr strenge, so wie die Umstände dies nöthig machten. Entfliehen konnten die eingesperrten französischen Truppen nicht, entsetzt konnten sie auch nicht werden, und die Stadt selbst wollte man schonen. Daher die Verzögerung der Capitulation, welche dahin bestimmt wurde, daß die darinnen befindlichen National-Franzosen, unter dem General Piotevin, Kriegsgefangene, die anderen Truppen aber nach ihrer Heimath entlassen werden sollten, mit dem Versprechen, nicht wieder gegen die Verbündeten zu dienen. Die mehresten von den letztern nahmen preußische Dienste. man fand 100 Franzosen, 400 Polen, 3500 Baiern und 200 Kanonen.

Der Marschall Davoust hat sich bei der Belagerung von Thorn ebenfalls ein bleibendes Andenken gestiftet, wofür ihn jedoch kein Thorner segnen wird. Bei seiner Flucht aus Rußland passirte er diese Stadt, hielt sich hier eine kurze Zeit auf, und ließ nicht allein die sämmtlichen Vorstädte abbrennen, sondern auch die schönsten Gärten zwei Tage vor seinem Abgange vernichten. Am Tage seines Abmarsches, den 21ten Januar 1813, glaubte man, daß sich seine Wuth gelegt habe, allein man sollte noch etwas schrecklicheres sehen. Kaum war er mit seinem Corps über die Weichselbrücke, als der geröthete Himmel neues Unglück verkündigte. Es hatte das Städtchen Podgursa, hart am gegenseitigen Weichselufer gelegen, anstecken lassen, und hielt sich so lange darinnen auf, bis alles niedergebrannt war. Die Einwohner waren auf dies gräßliche Schicksal gänzlich unvorbereitet, und konnten als von ihrem Habe wenig oder nichts retten. Besonders lange verweilte er bei dem Salzmagazin, welches mit dem ganzen Vorrath niederbrannte.


Biblioteka Narodowa w Warszawie.


Quellen.[]

  1. Das neue Deutschland. Enthaltend größtentheils freimüthige Berichte zur Geschichte der Bedrückung und der Wiederbefreiung Deutschlands. Berlin 1813 (1814), bei den Gebrüdern Gädicke.
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