Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Bulletin der großen Armee.[]

47stes Bulletin der grossen Armee.

Pultusk den 30. December.

Gefecht von Golomyn.

"Während das Corps von Benningsen bei Pultusk geschlagen wurde, versammelte sich das von Buxhövden gegen Mittag zu Golomyn. Die am vorigen Tage von dem Grossherzog von Berg angegriffene Division Panin und eine zweite schon zu Nasielsk geschlagene Division kamen beide auf verschiedenen Wegen im Lager zu Golomyn an. Marschall Davoust, der den Feind schon von Nasielsk her verfolgte, holte ihn ein, griff ihn an und trieb ihn aus einem Busch bei Golomyn. Zu gleicher Zeit fiel der von Golaczyn anmarschirende Marschall Augereau dem Feind in die Flanke. General Lapisse, an der Spitze des 16. leichten Regiments, überwältigte mit gefälltem Gewehr ein Dorf, an welches der Feind sich gelehnt hatte. Die Division Houdelet deployirte und rückte gegen den Feind an. Um 3 Uhr Nachmittags war das Feuer am allerheftigsten. Der Grossherzog von Berg machte mit gutem Erfolg verschiedene Angriffe, wobei die Dragoner von Klein sich auszeichneten. Da die Nacht zu früh eintrat, wurde das Gefecht bis 11 Uhr Abends fortgesetzt. Der Feind machte seinen Abzug in Unordnung, mit Hinterlassung seines Geschützes, Feldgeräthes, fast aller seiner Renzel und vieler Todten. Alle feindliche Colonnen retirirten nach Ostrolenka. General Fenerolles, welcher eine Dragoner-Brigade commandirte, wurde durch eine Kanonenkugel getödtet. Der unerschrockene General Rapp, Adjutant des Kaisers, wurde durch eine Flintenkugel verwundet. Dem Marschall Augereau wurde ein Pferd unter dem Leibe erschossen."


Relation über die Gefechte des General-Lieutenants, Fürsten Gallizin des 5ten; am 25ten und 26ten Dezember 1806.[]

Am 24ten Dezember des Abends erhielt ich in dem Dorfe Slubowe, wo ich so eben eingetroffen war, und die Arrieregarde der sich von Kollosump und Nowemiaste zurückzieheneen Truppen bildete, durch den du jour General, Grafen Tolstoy von dem Feldmarschall, Grafen Kaminsky den mündlichen Befehl, hier zu bleiben, mein Detaschement *) aufzustellen, die Bewegungen des Feindes auf's genaueste zu beobachten und nach dem Flecken Stregotzin an den General Benningsen um weitere Verhaltungsbefehle zu schicken.

*) Das Detaschement bestand aus:
1. dem Kürassier-Regiment St. George.
2. dem Pleskowschen Dragoner-Regiment.
3. dem Kostromschen Musketier-Regiment.
4. dem Dneprowschen Musketier-Regiment.
½ Batterie reitender Artillerie.

Den 25ten Dezember um 9 Uhr des Morgens rückte feindliche Kavallerie von Nowemiaste her gegen mich an. Ich verstärkte die auf diesem Wege auf Vorposten stehende Eskadron des Pleskowschen Dragoner-Regiments noch durch 3 andere Eskadronen dieses Regiments, und gab ihnen den Befehl, den Feind vom weiteren Vorrücken abzuhalten. Das Gefecht der Flankeurs dauerte beinahe eine Stunde, bis der Feind, der über meine Stärke ungewiß war, sich etwas zurückzog. Gleichzeitig wurde mir gemeldet; daß der Feind auch auf meiner rechten Flanke von Lopatschin her mit einer bedeutenden Kavallerie heranrückte, und daß 2 Eskadronen des Sumzschen Husaren-Regiments von ihren Corps getrennt und auf's heftigste gedrängt würden. Ich schickte ihnen sogleich 2 Eskadronen des Kürassier-Regiments St. George, und ein Bataillon Infanterie zur Unterstützung. Als der Feind diese Verstärkung sah, machte er im Walde halt, doch dauerte das Gefecht mit seinen Flankeurs und Tirailleurs bis 3 Uhr Nachmittag.

Mein Detaschement wurde jetzt zufällig durch das Taurische Grenadier-Regiment und Kleinreussische Kürassier-Regiment verstärkt, welche beide durch Slubowe und Stregotzin marschiren wollten, auf meinen Befehl aber hier bleiben mußten.

Ich erhielt endlich von dem General en Chef Benningsen den Befehl, mit meinen Truppen nach Golomin zu marschiren, wo ich mich mit dem daselbst postirten Corps des General-Lieutenants Dochterow vereinigen sollte. Mit einbrechendem Abend trat ich zu dem Ende meinen Rückzug an; ich sicherte durch Detaschements sowohl meinen linken Flügel von Ciechanow her, um nicht überfallen und abgeschnitten zu werden, weil der Feind auf beiden Seiten paralell mit mir marschirte.

Ungefähr 4 Werste von Slubowe mußte ich meinen Truppen einige Ruhe geben, weil besonders meine Artillerie in diesem schrecklich kothigen Wege kaum fortzubringen war, und oft beinahe bis ans Rohr versank. -- Mit diesem Wege und der Witterung kämpfend marschirten meine Truppen die ganze Nacht hindurch und trafen erst den 26ten Dezember des Morgens um 8 Uhr in Golomin ein.

Doch kaum war mein Detaschement hier gesammelt und einigermaßen aufgestellt, als der Oberst Kreuz, der mit 2 Eskadronen Sumscher Husaren die Arriergarde machte, schon meldete: daß die feindliche Kavallerie anrückte und ihn anzugreifen drohe. Ich schickte zu seiner Verstärkung 3 Eskadrons des Kürassier-Regiments St. George, unter dem Kommando des Oberstlieutenants Radun vor, den Feind aufzuhalten; allein bald überzeugte ich mich, daß das feindliche Detaschement bedeutend war und den Posten von Golomin erobern sollte. Da meine Truppen jedoch jetzt vor Müdigkeit nicht weiter marschiren konnten, so schickte ich nach den Städtchen Makow den Befehl, daß man für meine Truppen die nothwendigsten Nahrungsmittel bereit halten solle, weil ich gesonnen war, wenn sich Menschen und Pferde nur etwas erholt hätten, meinen Rückzug dahin fortzusetzen, wozu ich um so mehr veranlaßt wurde, weil der General-Lieutenant Dochterow [xx] den ausdrücklichen Befehl *) erhalten hatte, dahin zu marschiren. --

*) Wahrscheinlich vom General en Chef, Grafen Buxhöwden.

Doch bald zeigte sich in dem Ausgange des Waldes auch mehrere feindliche Infanterie, die mich nöthigte, den General-Major, Fürsten Scherbatow mit dem Kostromschen Musketier-Regiment und 4 leichten Kanonen ihr entgegen zu schicken, und den Ausgang des Waldes zu besetzen; den linken Flügel ließ ich durch 3 Eskadronen des Pleskowschen Dragoner-Regiments unter dem Oberst Wassilschikow decken, so wie das Zentrum durch die erwähnten 3 Eskadrone des Kürassier-Regiments St. George; die zwei Eskadronen Husaren, die schon geraume Zeit mit dem Feinde scharmuzirt, mußten sich zurückziehen, und ich ließ sie, damit sie sich erholten, als Reserve aufstellen; meine noch übrigen Truppen stellte ich vor dem Dorfe Golomin in Position, und war nun zum Treffen bereit, weil die Absicht des Feindes, mich anzugreifen immer deutlicher wurde.

Dem Fürsten Scherbatow, gegen den sich die feindlichen Tirailleurs immer vermehrten, schichte ich 2 Bataillon des Taurischen Grenadier-Regiments zur Unterstützung. Die 3 Eskadronen des Kürassier-Regiments St. George behauptete sich gegen die weit zahlreichere feindliche Kavallerie, die immer neue Angriffe machte, endlich aber mit glücklichem Erfolg und bedeutendem Verlust zurückgeworfen wurde; doch jetzt zeigte sich andere Kavallerie und eine Kolonne feindlicher Infanterie auf meinem linken Flügel unweit des Waldes, die sogleich von meiner Artillerie mit Kartätschen empfangen wurde, bedeutenden Verlust erlitt, und auch vom weiteren Vorrücken zurückgehalten wurde.

Da der General, Fürst Scherbatow auf seinem linken Flügel in Gefahr war, umgangen zu werden; so schickte ich ihm noch 2 Eskadronen des Pleskowschen Dragoner-Regiments, und 1 Bataillon des Taurischen Grenadier- und 1 Bataillon des Dneprowschen Musketier-Regiments, welche den Feind zurückwarfen, und seine Flanke sicherten, worauf dieses ganze Detaschement nach einem heftigen Kanonen- und Gewehrfeuer, den Feind mit dem Bajonett angriff, und in den Wald zurückwarf. Während dieser Zeit deckte nur der General-Lieutenant Dochterow mit der 7ten Division mein Detaschement; doch jetzt nahm sowohl seine Kavallerie als Infanterie an dem Gefechte einigen Antheil, um es entscheidend zu machen, besonders zeichnete sich das Moskowsche Dragoner-Regiment durch mehrere glückliche Angriffe aus, und so wurde der Feind dnrch die Tapferkeit Ew. kaiserlichen Majestät Truppen vom weitern Vordringen abgehalten, nachdem das Gefecht von 9 Uhr des Morgens bis um 7 Uhr des Abends gedauert hatte.

Mein Verlust beträgt an Todten 3 Offiziere, (als vom Kürassier-Regiment St. George, die Kornetts Imschinezkoi und Pochwisnew der 2te und der Lieutenant des Kostromschen Musketier-Regiments, Mereschkowskoi) und 80 Gemeine, an Blessirten 16 Offiziere, und 473 Mann; vermißt werden 203 Gemeine.

Mit Einbruch der Nacht ungefähr um 9 Uhr Abends, trat zuerst die Artillerie, hierauf die Infanterie, ihren Rückzug durch Golomin nach Makow an, endlich auf die Vorposten; die Kavallerie deckte die Artillerie -- und so traf ein Detaschement um Mitternacht glücklich in Makow ein, wo es sich mit der Arriergarde des Corps des Generals von der Infanterie Graf Buxhöwden [xxx] vereinigte.

General-Lieutenant, Fürst Gallizin der 6te.


Relation des General-Majors, Grafen Pahlen über die Gefechte seines Detaschements am 25sten und 26sten Dezember, 1806.[]

Ich kommandirte den 25sten Dezember das 21ste Jäger-Regiment, 8 Eskadronen des Sumzschen Husaren-Regiments (von welchem 2 Eskadronen unter dem Oberst Kreuz von mit abgeschnitten waren) und die Batterie reitender Artillerie des Majors Piragow als Arrieregarde auf dem Marsch von Lopatschin. Von dem Augenblick an, als ich von dort aufbrach, wurde ich vom Feinde verfolgt und angegriffen, und endlich so heftig gedrängt, daß ich genöthigt war, mich in Position zu stellen. Der Feind hatte den Vortheil einiger besetzten Anhöhen, während ich mich im Thal zur Deckung der Straße von Ciechanow aufstellen mußte (indem ich bereits von der nach Pultusk abgeschnitten war). 4 Kanonen reitender Artillerie, die durch 3 Eskadronen Husaren und durch die Strelkow (oder Schützen) des Jägerregiments gedeckt waren, unterhielten vor meinem linken Flügel ein lebhaftes Gefecht. Als der Feind von hier angewiesen wurde, griff er mit Uebermacht meinen rechten Flügel an, wo ich unter dem Kommando des tapfern und entschlossenen General-Majors Laptiew den größten Theil meiner Kavallerie, auch Infanterie, und gleichfalls 4 Kanonen aufgestellt hatte; auch hier ward der Feind zurückgeschlagen, so wie ihn auch die Artillerie meines Zentrums unter dem Major Piragow mit bedeutendem Verlust abwies. Hierauf stellte der Feind auf seinem vortheilhafteren Terrain 16 Kanonen auf, und unterhielt ein heftiges Feuer; ich ließ mich dadurch nicht aufhalten, sondern setzte auf dem grundlosen Wege meinen Rückzug weiter fort, nachdem ich die bemerkte Position von 1 Uhr Nachmittag bis 6 Uhr des Abends behauptet hatte; der Oberst Kulikowsky des Jäger-Regiments, und der Husaren-Major Patapow, wurden schwer blessirt, auch war ich genöthigt 1 reitende Kanone und 2 Munitionskasten auf dem Schlachtfelde liegen zu lassen, weil die Laffeten der erstern zerschossen und Pferde und Kanoniere meist geblieben waren.

Bei meiner endlichen Ankunft in Ciechanow vereinigte ich mich mit dem dort stehenden Detaschement des General-Majors Tschaplitz -- und den 26sten Dezember des Morgens marschirten wir von hier nach Golomin, wo wir schon 2 Werst von diesem Orte auf den Feind stießen, der bereits seit heute Morgen im lebhaftesten Gefecht mit dem Detaschement des General-Lieutenants, Fürsten Gallizin des 5ten begriffen war; allein ich erreichte dennoch meine Aufstellung um 3 Uhr Nachmittags, auf dem rechten Flügel des erwähnten Detaschements, wo meine Truppen den entscheidendsten Antheil an dem Gefechte nahmen, mehrere Angriffe aushielten, und endlich den Feind selbst zurückwarfen, und sich bis zum Einbruch der Nacht in ihrer Position behaupteten, worauf ich von dem General-Lieutenant Dochterow den Befehl erhielt, durch Golomin nach Makow zu marschiren, wo ich den 27sten Dezember am frühen Morgen eintraf.

General-Major, Graf Pahlen.


Quellen und Literatur.[]

  • Historisch-militärisches Handbuch für die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808. Von A. G. Freiherrn von Gross. Amsterdam, im Verlage des Kunst- und Industrie-Comptoire. 1808.
  • Tagebuch während des Krieges zwischen Rußland und Preußen einerseits und Frankreich andrerseits, in den Jahren 1806 und 1807. Geschrieben von Carl von Plotho, Berlin, 1811. Bei Friedrich Braunes.
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