Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Treffen zu Jacubowo.[]


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Der Herzog von Reggio ist erst am 28. Juli von Polozk ausmarschirt. Am 30. war man noch in Kliastitza, sieben Stunden von Polozk.

Die leichte Cavallerie von Corbineau auf den linken Flügel gestellt, um uns unsern Marsch zu bahnen, war sehr bald dem Feinde begegnet. Wittgenstein eilte in der Hoffnung herbei, uns den Weg von Sebesch zu versperren *). Alsbald ließ der Marschall die Divisionen Verdier und Legrand vorrücken, hatte aber geglaubt, die 2000 Schweizer der Division Merle hinter sich lassen zu müssen, um die Passage über die Drissa zu bewachen. General Legrand, der die Avantgarde führte, hatte eine Stellung auf dem Wege links angenommen, auf welchem die Annäherung des Feindes angezeigt war und am Nachmittage des 30. hatten sich Wittgenstein's erste Colonnen blicken lassen. Diese Gegend ist mit Holz bedeckt. Eine kleine Ebene, die eine offne Waldstelle bildete, gab das Schlachtfeld ab. General Kulniew, der die Russen führte, versuchte vergeblich vorzudringen. Von 4 Uhr Nachmittags bis 10 Uhr Abends hörte er nicht auf anzugreifen, die Division Legrand wehrte ihn standhaft ab.

*) Die directen Communicationen mit St. Petersburg waren durch diesen Marsch der Franzosen nach Sebesch sehr bloßgestellt worden. Der General Dauvray (noch ein Franzos!), Chef des Generalstabs von Wittgenstein, erklärte, daß er dort keinen Augenblick zu verlieren hätte, um den Feind anzugreifen. (Butturlin Thl. 2. S. 9.)
Bowles42Wittgenstein185

In der Nacht vom 30. zum 31. ist Wittgenstein mit ungefähr 15,000 Mann angelangt. Der Herzog von Reggio, der in einer zweiten Linie die Division Verdier und die Cavallerie Doumerc aufgestellt hatte, konnte ihm wenigstens eine fast gleiche Zahl entgegenstellen, mochte aber nicht ein allgemeines Treffen, in diesem beschränkten Raume eingehen. Der Feind hatte seine Attaquen mit Anbruch des Tages begonnen; der Herzog von Reggio sie mit Leichtigkeit bis 8 Uhr Morgens abgehalten, alsdann zum Rückzuge blasen lassen, der in guter Ordnung geschah, zuerst nach dem Hohlwege von Nicz, später nach Kliastizza und endlich am Abend nach dem jenseitigen Ufer der Drissa, über die Furth, die die Division Merle bewachte.


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Treffen von Obojarzina.[]


General Wittgenstein, durch diesen Rückzug ermuthigt, ist uns nach der Drissa gefolgt und den 1. August durchwateten, mit Sonnenaufgang, die Avantgarde von Kulniew und die Reserve von Sazonow, 10 - 12,000 Mann stark, den Fluß. Der Herzog von Reggio, den die Position von Obojarzina weit mehr beschäftigte, hatte ihnen die Passage offen gelassen; als aber die Russen auf dem Punkte angekommen waren, wo man die erwartete, ließ er eine Batterie von 40 Kanonen demaskiren, feuern, und der Feind, an der Spitze durch unsere Linie, die sich zeigte, beschäftigt, mußte während eines halbstündigen Kugelregens aushalten. Die Divisionen Legrand und Verdier vollendeten das Unglück dieser Colonnen, als sie auf dieselbe Sturm liefen. Ihre Trümmern wurden aufs andere Ufer zurückgeworfen. Kulniew wurde getödtet. --


Treffen von Kliastizza.[]


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Alles war daher wieder gut gemacht; man hatte nur noch zu verfolgen. Was einige Stunden weiterhin unversehrt in Wittgenstein's Händen blieb, würde dem Andringen der siegreichen Armee nicht haben widerstehen können. Unglücklicherweise ließ der Herzog von Reggio nur die Division Verdier vorrücken, und Verdier, voll Kühnheit und Muth, griff mit Unerschrockenheit den russischen General an, der sich zu Kliastizza postirt hatte.

Jetzt beginnt eine neues Treffen, Wittgenstein aber ist stark genug, um seine Flüchtlinge zu beschützen, und Verdier, gezwungen, die gemachte Beute fahren zu lassen, ist nach unserm Lager zurückgekommen.

Der Feind gesteht einen Verlust von mehr als 4000 Mann und von neun Kanonen ein; vier Obristen sind getödtet, mehr als 10 Generale verwundet und Wittgenstein selbst wurde von einer Kugel an der Wange getroffen.

In Folge dieser blutigen Gefechte sind die beiden sich entgegenstehenden Corps jedes nach seiner Seite zurückgegangen; die Russen nach ihrer Central-Stellung von Oweja und die Franzosen nach Polozk *).

*) Der Graf Wittgenstein glaubte kaum, Polozk angreifen zu müssen, dessen Wegnahme nur durch die größte Opfer bewerkstelligt werden konnte, welche seine Truppen ohnehin an Zahl schon die schwächern, nicht im Stande seyn würden, auszuhalten. (Butturlin, 2. Thl. S. 35.)

Dies sind die Vorfälle, die den Herzog von Reggio außer Stand setzten, ferner offensive zu agiren.

Bei den ersten Berichten hatte der Kaiser mit nicht geringem Unwillen bemerkt, daß sein Lieutenant durch Wittgenstein's Thätigkeit sich hatte vorgreifen lassen; dann beklagte er sich darüber, daß der Marschall seinem Feinde den Vortheil des Angriffes überlassen hatte *). Nachdem er aber bis zu Ende gehört hat, kann er nicht begreifen, warum nach dem glücklichen Ereignisse zu Obojarzina, der Marschall seine siegreiche Stellung verlassen und sich bis Polozk zurückgezogen habe **).

*) Der Plan Napoleon's, sich auf der Straße von Sebège (Sebesch, Sebeze?) zu halten um die linke Flanke der Russen zu überflügeln und ihre Communicationen mit Petersburg abzuschneiden, war sehr gut berechnet. Die Ausführung entsprach ihm aber nicht. Der Marschall Oudinot zerstreute seine Truppen ein wenig; wenn er die Division Merle an sich gezogen hätte, würde er sich zu Kliastizza mit fast 42,000 Mann befunden haben, gegen welche Wittgenstein's 23,000 Mann sich nicht würden ohne Schwierigkeiten haben halten können. (Butturlin S. 29.)
**) Die Russen legten so viel Wichtigkeit auf einen Erfolg, der Petersburg einige Zeit Ruhe gewährte, daß Wittgenstein das Großkreuz des St. Wladimir-Ordens der zweite Classe und eine Pension von 12,000 Rubel erhielt. (Butturlin S. 29.)


Bericht des Marschalls, Herzogs von Reggio, an den Prinzen Major-General.[]


Biala, den 31sten July, um 12 Uhr Abends.

Enthält dem Wesentlichen nach Folgendes:

Monseigneur!

Ich habe die Ehre, Ew. Durchlaucht zu berichten, daß ich mich am 28sten mit dem Korps in Kolonnen nach Selej auf den Weg machte. Die 6te Kavalleriebrigade, welche den Marsch der dritten Division auf Lozowka deckte, wurde am Abend von 14 bis 1500 Mann Husaren von Grodno, oder Kosaken, welche die Drissa beym Furth von Valentsui passirt waren, angegriffen. Das 8te Regiment Chevauxlegers, welches diesen Angriff fast allein aushielt, erlitt, ungeachtet es mit vielem Muthe kämpfte, einen Verlust von 80 Pferden. Auf der andern Seite, auf der Straße nach Selej, traf die 5te Kavalleriebrigade 2 Eskadrons aus Riga, welche den General Castex angreifen und einige Mann gefangen nehmen ließ. Durch Rekognoscirungen erfuhr man, daß der General Kulinew mit 4000 Mann Infanterie und dem Husarenregiment von Grodno, 2 Regimentern Kosaken, jedes zu 500 Mann und 12 Kanonen zu Valentsui stehe, der Fürst von Wittgenstein mit dem Fürsten Repnin vereinigt zu Kokenov und Osveja.

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Den 30sten wurde der Marsch fortgesetzt und gegen 4 Uhr Abends ging Nachricht ein, daß der Feind mit Macht gegen Jakubowo anrücke. Das Gefecht begann mit dem 26sten leichten Regiment, welches die Russen nicht aus dem Dorfe zu treiben vermogten; sie bedrohten besonders die Flanke der Linie, indem sie sich Meister eines großen Gehölzes machten, welches die Vertiefung beherrscht, worin Jakubow liegt. Der General Legrand warf das 56ste Regiment hinein, welches der Feind mit aller Macht nicht zum Weichen bringen konnte, und General Maison unterstützte die erste Linie in stufenförmiger Stellung. Wegen des durch das Gehölz und die Häuser eingeengten Platzes konnten nur 12 Kanonen in Batterien aufgefahren werden. Der Feind aber, gegen den die Vertiefung sich öffnete, machte von mehr als dreymal so vielen Stücken Gebrauch und entwickelte seine ganze Kraft. Doch dauerte das Gefecht ohne den mindesten Nachtheil bis 10 Uhr Abends. Da hieß der Herzog von Reggio die Division Verdier aus der Reserve anrücken, die Kürassiere aber, weil er von ihnen keinen Gebrauch machen konnte, zurück bleiben.

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Da es die Absicht des Feindes war, sich nach Seleii zu ziehn, um die Straße nach Petersburg zu decken, so vermuthete man nicht, daß er bey Kliastistu zu debouchiren beharrlich versuchen werde; allein kaum brach der 31ste an, als er seinen Angriff erneuerte und nach einem erstaunlichen Artilleriefeuer das Schloß von Jakubowo attakirte. Er war schon in dem Hofe, als das 26ste leichte Regiment im Angriffsmarsch auf ihn einbrach, 300 Mann mit dem Bajonnet niederstieß, 500 Gefangene machte, und den Rest bis in den Wald verfolgte. Nach der Affäre schien der Feind zu gut postirt, als daß man ihn mit Hoffnung des Erfolgs hätte angreifen können, besonders da der Herzog ein Defilee hinter sich hatte und entschlossen war, den Feind anzulocken. Die Franzosen hatten an beyden Tagen 3 bis 400 Blessirte, der Feind weit grössern Verlust, und 5 bis 600 Gefangene, worunter viele Officiere.

Unter dem 1sten August, Abends um 10 Uhr, berichtet der Herzog, daß am 31sten July, Abends um 11 Uhr, der Feind die Truppen, die zur Bewachung des Fuhrts der Drissa bey Sichovina aufgestellt waren, angriff. Sie zogen sich, ihrer Ordre gemäß, zurück, und der Feind brachte den Rest der Nacht hin, zu debouchiren, und war beym Anbruch des Tages zum Angriff bereit. Hier hatte man ihn erwartet. Das feindliche Feuer begann durch eine Wolke von Tirailleurs, denen die Kolonnen mit Trommelschlag und Kriegsgeschrey folgten. Allein das Feuer der wohl aufgestellten und bedienten französischen Artillerie mäßigten den Eifer, und sich wichen bald zurück. Während der Zeit bildeten sich unsere Kolonnen, und die 3 Divisionen waren so aufgestellt, daß sie sich wechselsweise ablösen konnten. Jetzt wurde der Befehl zum Angriff ertheilt. Anfangs leisteten die Russen einen lebhaften aber vergeblichen Widerstand; sie wurden in einem Augenblick in die Drissa geworfen, und hinterließen 14 Kanonen, 13 Pulverkarren und 2000 Gefangen und das Feld, eine Lieue weit, bis zum Fluß, mit Todten bedeckt. Nie, sagt der Herzog, habe ich ein Schlachtfeld gesehen, das ein Bild eines so großen Gemetzels darbot. Der Feind wurde noch 3 Lieues weiter verfolgt und verlor seit dem 30sten 3 bis 4000 Gefangene und wenigstens 4000 an Todten und Blessirten.


Rapporten von der Generallieutenant Graf Wittgenstein.[]


Der Kommandeur des ersten abgesonderten Korps, Generallieutenant Graf Wittgenstein, berichtet in einem Rapport vom 21sten July Folgendes: [1]

Zufolge Allerhöchsten Befehls ist das mir anvertraute Korps bestimmt, abgesondert zu agiren. In Folge dessen verblieb ich am Ufer der Düna auf dem Vorwerke Pokajewze, um den gegen mir über auf der andern Seite befindlichen Feind zu beobachten, und sandte meine Kavallerie, indem ich zur Nachtzeit Brücken schlagen ließ, viele Male auf Unternehmungen aus, welche auch im Laufe von 8 Tagen einen Brigadegeneral, de St. Genies, 9 Officiere, und bis 1000 Mann Gemeine gefangen genommen, und vier feindliche Kavallerieregimenter, das 7te und 11te französische reitende Jägerregiment, das 8te Uhlanen- und das 10te Jägerregiment, beyde polnische, fast gänzlich aufgerieben hat. Endlich, am 17ten dieses Julius, erhielt ich von meinen Detaschements die Nachricht von Disna, daß der Marschall Oudinot, Herzog von Reggio, nachdem er dort mit seinem Korps die Düna passirt habe, auf Sebesh gehe; von Dünaburg benachrichtigte man mich, daß Macdonald in Jakobstadt über den Fluß gegangen sey und seine Richtung auf Luzon genommen habe; und nach der Anzeige eines gefangenen französischen Officiers vom Generalstabe waren die beyden Korps bestimmt, mich von der Pskowischen Straße abzuschneiden.

In dieser Lage entschloß ich mich, auf den nächsten Feind, auf der Straße von Sebesh in dem Kirchdorfe Klästiza, los zu gehen und ihn anzugreifen. Ich näherte mich dieserwegen am 18ten dem erwähnten Kirchdorfe Klästiza, und entdeckte noch 5 Werst vor dem Dorfe Jakubow das Oudinotsche Korps, welches mir bereits aus Klästiza entgegen kam. Ich griff es entschlossen an, und nach einer der hartnäckigsten und blutigsten Schlachten, die drey Tage ohne Aufhören von früh Morgens bis in die Nacht dauerte, erfochten wir endlich, Dank sey es dem allgütigen Gott und gepriesen die siegreichen russischen Truppen, über den hinterlistigen und starken Feind unsers Vaterlandes den Sieg; das Korps des Marschalls Oudinot, welches aus drey der besten französischen Infanteriedivisionen bestand, ist vollkommen geschlagen, in die größte Verwirrung gebracht, hat sich in Unordnung retirirt, und sich nur vermittelst der waldigen Stellen und durch das Uebersetzen über die kleinen Flüßchen gerettet, deren Brücken es in Brand steckte und vernichtete, indem es uns eben dadurch fast bey jedem Schritte Hindernisse entgegen setzte und die Schnelligkeit, mit welcher dasselbe von uns verfolgt wurde, aufhielt. -- Die Divisionskommandeurs le Grand und Verdier sind beyde verwundet. Ich werde dasselbe bis zur Düna nach Polotzk verfolgen. Diese dreytägige Schlacht hat das russische Kriegsheer mit neuen Lorbeern gekrönt, und das mit anvertraute Korps hat durch seinen Muth und seine Tapferkeit unglaubliche Thaten gethan, die ich hinlänglich zu beschreiben nicht im Stande bin. Alles, was ihm entgegen gestellt wurde, Batterien und starke Kolonnen, hat es, ohne auf die heftigste und hartnäckigste Gegenwehr des Feindes zu achten, mit dem Bajonnet und durch die Wirkung der Artillerie geworfen und vernichtet; alle Dörfer und Felder, durch die wir gekommen sind, waren mit rothen Körpern bedeckt. Gefangen genommen haben wir bis 3000 Mann, worunter 25 Officiere; ferner haben wir genommen 2 Stück Geschütz, mehrere Pulverkasten; und sowohl das Kron- als das Privatgepäck, worunter sich auch die Generalsequipagen befinden, ist fast ganz in die Hände der Sieger gefallen. -- Sobald ich ihn werde über die Düna gejagt haben, bin ich entschlossen, indem ich ihn auf jener Seite lasse, mich gegen das Korps des Marschalls Macdonald zu wenden, es anzugreifen, und, wie ich hoffe, mit der Hülfe Gottes und mit dem durch diesen Erfolg unserer Truppen belebten Geist, ebenfalls etwas auszurichten; auch werde ich mich bemühen, die mit bestimmte Operationslinie von dem Feinde zu reinigen; und geschieht dies, so müssen die feindlichen Truppen sich von Riga zurückziehen. -- Unserer Seits ist der Verlust auch nicht gering, besonders da wir den tapfern Generalmajor Kulnew verloren haben, dem gestern eine Kanonenkugel beyde Beine fortriß, wovon er auf der Stelle starb; auch ich selbst bin in der Backe nahe am Schlaf von einer Kugel verwundet worden, aber die Wunde ist gar nicht gefährlich.


Der Generallieutenant, Graf Wittgenstein, hat, von dem Gute Sokolischtscha vom 16ten August, Sr. Kaiserlichen Majestät über den am 18ten, 19ten und 20sten July erfochtenen Sieg über den Feind folgenden umständlichen Bericht vorgelegt. [2]

Nach erhaltener Nachricht, daß die Vortruppen des Marschalls Oudinot über den Drissafluß gegangen waren und auf der Straße nach Sebesh anrückten, schloß ich, daß dieser General die Absicht habe, mich von Sebesh abzuschneiden, und daß zu gleicher Zeit das Korps von Macdonald, nach erhaltener Nachricht von dem Anrücken Oudinots, sich Luzyn nähern, oder auch gerade auf Ostrow marschiren könne. Ich entschloß mich daher, diese Absichten durch schnelles Anrücken gegen Oudinots Korps während seines Marsches auf Sebesh zu vereiteln. Ich befahl allen mir anvertrauten Truppen, sich in einem Marsche nach dem Dorfe Katerinowo, 15 Werst von Klästizy, zu versammeln, mit Ausnahme des Detaschements der Generalmajors Gamen, dem ich vorschrieb, den Theil vom Macdonaldschen Korps, der sich in den Gegenden von Kreuzburg befand, zu beschäftigen, und jeden Schritt auf der über Reshiza nach Luzyn führenden Straße zu vertheidigen.

Am 18ten des Morgens, da sich alle Truppen zu Katerinowo versammelt hatten, befahl ich sogleich dem Generalmajor Kulnew, auf Klästizy zu marschiren, und, wenn dies Kirchdorf von dem Feinde besetzt sey, dasselbe unverzüglich zu nehmen. Die Vortruppen der Avantgarde begegneten bereits in der Gegend von dem Gute Jakubowo einem nicht großen feindlichen Kavalleriedetaschement, welches sie sogleich zurück warfen; nach Ankunft der feindlichen Infanterie aber waren unsere Husaren genöthigt, das Gut Jakubowo zu verlassen.

Da ich diese Nachricht erhielt, schrieb ich dem Generalmajor Kulnew vor, den Feind unverzüglich zu attakiren und ihn über den Fluß Nischtscha zurück zu treiben. Selbst marschirte ich mit dem 23sten und 24sten Jägerregiment, um ihn zu unterstützen, und dem Generalmajor Berg befahl ich, auf derselben Straße seinen Marsch fortzusetzen, um nöthigenfalls diese Truppen zu unterstützen. Der Generalmajor Kulnew, der den Feind zwischen dem Dorfe Olchowo und dem Gute Jakubowo im Walde entdeckte, attakirte ihn mit den Scharfschützen vom 25sten und 26sten Jägerregiment, die, nach einer hartnäckigen Gegenwehr, den Feind zwangen, sich nach Jakubowo zu retiriren, wo er, obgleich er sich bey diesem Gute mit frischen Truppen verstärkte, sich vergebens bemühte, auf der rechten Flanke wieder in den Wald zu dringen. Er wurde vollkommen geworfen durch die glückliche Wirkung des Geschützes der reitenden Kompagnie No. 1., und durch das tapfere 26ste Jägerregiment. Eben so mißlang dem Feinde auch sein Andringen gegen unsere rechte Flanke, wo die waldigen Stellen Anfangs das Anrücken desselben begünstigten; aber bald zwang das 25ste Jägerregiment, welches sich mit Unerschrockenheit auf die feindlichen Scharfschützen und auf die Kolonnen warf, von welchen diese unterstütz wurden, den Feind zum schleunigen Rückzug. Der Feind, um unsere Bewegungen besser bemerken zu können, steckte das Dorf Jakubowo in Brand, indem er mit der größten Schnelligkeit seine bey dem Gute Jakubowo befindlichen Batterien spielen ließ, und begann mit frischen Kolonnen wieder gegen die linke Flanke anzudringen; allein das zur Unterstüzzung des 25sten Jägerregiments herbeygekommene 23ste und 24ste Jägerregiment zwangen ihn bald zum Rückzuge. Das Treffen dauerte auf beyden Flanken mit der größten Hartnäckigkeit, und bey Untergang der Sonne wagte es der Feind noch einmal, sich der Batterie des Obersten Staden zu nähern; da er aber mit einem heftigen und gut dirigirten Feuer empfangen wurde, so verbarg er sich, nach Ankunft der 5ten Infanteriedivision, bald wieder in den Wald. Die eintretende Nacht machte dem Treffen ein Ende. Da ich aus dem Andringen des Feindes ersah, und von allen Gefangenen erfuhr, daß sich derselbe bey Jakubowo in sehr überlegener Macht befand, und daß er auf den folgenden Tag neue Verstärkungen erwarte, so schrieb ich dem Generalmajor Kachowskji vor, mit den zusammengezogenen und den Reservegrenadierbataillons der zweyten Linie unverzüglich zur Unterstützung vorzurücken, und nach ihm die übrige Infanterie und Kavallerie der dritten Reserve des Generalmajors Sasonow, und befahl, zu noch besserm Empfang, auf der rechten Flanke die Batteriekompagnie No. 5., und 2 Stück von der leichten Kompagnie No. 9., auf der linken Flanke aber die leichte Kompagnie No. 27. aufzustellen. Um die Anzahl und die Absicht des sich im Walde verborgenen Feindes zu erfahren, den Uebergang über den Nischtschafluß zu forciren, und uns den geradesten Weg nach Sebesh zu eröffnen, entschloß ich mich, den Feind mit Tagesanbruch zu attakiren. Um 3 Uhr attakirte der Oberst Frolow mit dem 23sten Jägerregiment das Gut Jakubowo, und nahm es in Besitz; allein der Feind, der mit großer Macht und mit einer zahlreichen Artillerie auf dies Regiment anrückte, zwang es zum Rückzuge; zu derselben Zeit attakirte der Oberst Wlastow mit dem 24sten Jägerregiment den Feind im Walde auf der rechten Flanke. Der Feind, nachdem er seine ganze auf dem rechten Ufer des Nischtschaflusses befindliche Macht zusammen gezogen hatte, eröffnete von seinen Batterien auf den Anhöhen hinter dem Gute Jakubowo ein heftiges Feuer, und begann aufs Neue auf beyde Flanken vorzudringen, sich bemühend, die linke zu umgehen; die glückliche Wirkung der Batterien der Oberstlieutenants Murusa und Baikow hielten den vordringenden Feind auf; allein, nachdem er sich mit frischen Truppen verstärkt hatte, rückte er zum zweytenmal gegen unsere Batterien an. Da ich dieses sah, so befahl ich dem Generalmajor Berg, mit einer Division und dem 26sten Jägerregiment dem Feinde entgegen zu gehen. Der Generalmajor Kosatschkowskji mit dem Sewskischen und dem Kalugaschen Regiment marschirte gerade auf den anrückenden Feind, der Generalmajor, Fürst Sibirskji mit dem Permschen und Mohilewschen Regiment umgingen die rechte Flanke desselben, und das 23ste, 24ste und 25ste Jägerregiment warfen sich in den Wald. Unser dem Feinde so unerwarteter Anmarsch versetzte denselben in Bestürzung. Die schnelle Bewegung der tapfern 5ten Division, angeführt von ihrem unerschrockenen Kommandeur, und aufgemuntert durch das Beyspiel aller Befehlshaber, der tapfere Angriff der Jägerregimenter, und dazu noch die heftige Wirkung unsrer von dem ausgezeichneten Befehlshaber derselben geschickt dirigirten Artillerie, entschieden das Loos des Treffens in einem Augenblick; der Feind, der alle Vortheile, die ihm das Terrain darboten, verließ, floh in größter Eile nach den sandigen Anhöhen des rechten Nischtschaufers, hinter welchen er sich verbarg, und hinter denselben frische Truppen vorführte, um seine Retirade möglichst zu decken. Die vortheilhaften Situationen für den Feind erlaubten ihm, aufs Neue seine Macht zu sammeln, und er erkühnte sich sogar, mit frischen Kolonnen anzurücken; aber da er von der Batterie des Oberstlieutenants Baikow gut empfangen wurde, so nahm er bald die Flucht. Nun befahl ich unsern Truppen, verstärkt mit einem Theile von der 2ten Linie, von allen Punkten gegen die sandigen Anhöhen anzurücken, welche, ungeachtet des hartnäckigen Widerstandes des Feindes über den Fluß verjagt wurden.

Der linke Nischtschaufer, wo die feindlichen Batterien durch die Gebäude der Dorfschaft Klästizy gedeckt waren, behaupteten die feindlichen Scharfschützen, und verhinderten unsern Uebergang über den Fluß.

Da ich aber dies bereits schon vorher vorausgesehen hatte, und ich die tapfern Truppen nach aller Möglichkeit schonen wollte, so befahl ich bey Zeiten den Generalmajors Balk und Kulnew, die Kavallerie auf der linken Flanke gegen den Nischtschafluß etwas oberwärts Klästizy aufzustellen, und dem Ingenieurbefehlshaber, Obersten, Grafen Sievers, da sich hier keine Stellen zum Durchwaten befanden, zum Bau einer Brücke zu schreiten. Als der Feind dies sah, und eine Attake auf seine rechte Flanke befürchtete, so fing er an, sich aus seiner vortheilhaften Position zurück zu ziehen, unsere Jäger aber, unterstützt von dem heftigen Feuer der Batterien der Oberstlieutenants Murusa und Baikow, stürmten mit dem Bajonnet in die Dorfschaft Klästizy. Umsonst steckte der Feind die sich an diesem Orte befindende Brücke in Brand; unsere tapfern Scharfschützen liefen durch die Flammen der brennenden Brücke, die Pawlowschen Grenadiere vor sich habend, und nahmen den Flecken.

Um diesen Flecken zu behaupten, befahl ich sogleich der ganzen Infanterie, vorwärts zu marschiren, und dem Jamburgschen Dragonerregiment und 2 Stück Geschütz von der leichten Kompagnie des Oberstlieutenants Baikow, dich bey der Dorfschaft durch den Fluß Nischtscha zu setzen, welches sie auch, obgleich mit großer Mühe, glücklich vollzogen. Die Infanterie marschirte durch das in Brand gesteckte Dorf und über die brennende Brücke. Der Feind, der seine Retirade von Zeit zu Zeit mit einigen Kanonenschüssen aus dem von der Kavallerie gedeckten Geschütz deckte, setzte seit dieser Zeit seine Retirade auf der Straße nach Polotzk fort, indem er die Gefangenen und einen großen Theil seiner Bagage zurückließ.

Ich übergab dem Generalmajor Kulnew zwey Dragonerregimenter, das Grodnosche Husarenregiment, das 1ste zusammen gezogene Grenadierbataillon der 14ten Division und alle Scharfschützen, mit dem Befehl, dem Feinde nach aller Möglichkeit Schaden zuzufügen. Das Permsche und das Sewskische Infanterieregiment verfolgten ebenfalls den Feind bis zum Kruge 6 Werst vorwärts Klästizy, wo sie dem Feinde einen großen Theil seiner Bagage abschlugen; aber wegen der Ermüdung der Truppen, die den Tag zuvor schon einen forcirten Marsch gemacht hatten, um den Feind zu empfangen, war der Generalmajor Kulnew, nachdem er eine Menge Feinde gefangen genommen hatte, genöthigt, bey dem Dorfe Golowschtschina, 10 Werst von Klästizy, Halt zu machen; der Feind aber, den Abend und die Nacht benutzend, zog sich mit der größten Eilfertigkeit 4 Werst hinter Siwotnä zurück, wo er seine 3te Division, die aus den Schweizer- und andern fremden Regimentern zusammen gesetzt ist, an sich zog. Nach der Ankunft des Generalmajors Sasonow mit vier Infanterieregimentern der 14ten Division, fertigte ich denselben zur Verstärkung des Generalmajors Kulnew ab, und nachdem ich die tapfern Soldaten der Jägerregimenter der 5ten Division und der zusammen gezogenen Grenadierbataillons versammelt hatte, hielt ich es für nöthig, sie nach ihrem gemachten forcirten Marsch und ihren Anstrengungen auf dem Felde der von ihnen eingelegten Ehre ausruhen zu lassen, um den kommenden Morgen ihrer starken Avantgarde zu folgen und sie nöthigen Falls zu unterstützen. Der Generalmajor Kulnew ging über den Drissafluß, 5 Werst hinter der Poststation Siwoschno, nicht weit von dem Dorfe Maskolinka. Seine Vorderkavallerie wurde von der feindlichen empfangen und genöthigt, sich zurück zu ziehen. Der tapfere Generalmajor Kulnew, welcher Glaubte, daß der Feind einzig deswegen Widerstand leiste, um Zeit zu gewinnen und seine schweren Lasten fortzuschaffen, ließ die reitende Artillerie vorrücken, und da er sah, daß der Feind seine schwere Artillerie ihm gegenüber aufstellte, so forderte er von dem Generalmajor Sasonow 6 Stück Batteriegeschütz von der Kompagnie No. 27. unter der Bedeckung des Tulaschen Infanterieregiments, welchem auch sogleich die übrige Infanterie der 14ten Division folgte. Der Feind eröffnete von allen Batterien ein heftiges Feuer, und fing in demselben Augenblick an, mit der sämmtlichen Infanterie und einer starken Kavallerie auf die Stirn unsrer Kolonne vorzudringen, die genöthigt war, sich einstweilen über den Drissafluß zurück zu ziehen. Der unerschrockene Generalmajor Kulnew bemühte sich, mit dem Grodnoschen Husarenregiment und mit der übrigen Artillerie nach aller Möglichkeit den Feind aufzuhalten, der, im Vertrauen auf seine anfänglichen Fortschritte, mit seinem ganzen Korps auf unsre Avantgarde eindrang, um dieselbe zu vernichten, und sodann mit größerm Vortheile unsre übrigen Truppen zu attakiren. Da ich um diese Zeit Nachricht hiervon erhielt, so marschirte ich sogleich mit der ersten und zweyten Linie des Korps der Bataille dem Feinde entgegen; und da ich auf dem Marsche erfuhr, daß die Avantgarde den Feind am Drissaflusse nicht aufhalten könne, daß der tapfere Generalmajor Kulnew von einer Kanonenkugel getödtet sey, und daß, ungeachtet des Widerstandes des Grodnoschen Husarenregiment, unsrer Batterieartillerie und der Scharfschützen der 14ten Division, der Feind immer näher komme, so fertigte ich die Generalmajors, Fürsten Jaschwil und Helfreich ab, um den Feind aufzuhalten; selbst aber wählte ich eine Position bey dem Kirchdorfe Golowschtschina, mit der rechten Flanke nach Nischtscha, und mit der linken nach dem erwähnten Kirchdorfe hin, und entschloß mich, in derselben den Feind zu erwarten. Der Generalmajor, Fürst Jaschwil, hielt durch sein persönliches Beyspiel und durch seine unermüdete Thätigkeit den Feind bald in seinem Verfolgen auf, ich aber stellte alle meine Regimenter in Schlachtordnung, und befahl dem Fürsten Jaschwil, bey Annäherung einer grössern feindlichen Macht, sich aus seiner Position zurück zu ziehen, um den Feind auf die unsrige zu bringen. Anfangs rückte der Feind, zu seiner noch grössern Niederlage, mit der größten Eilfertigkeit vor; der Scharfschützen der linken Flanke gelang es sogar, das Gut Golowschtschina zu besetzen; aber bald wurden sie von den Scharfschützen des Permschen Infanterieregiments vertrieben, so wie auch die gegenüber den Batterien unsrer linken Flanke näher gekommenen feindlichen Scharfschützen von den Scharfschützen des 24sten Jägerregiments und des Sewskischen Infanterieregiments vertrieben wurden. Der Feind poussirte sodann seine Infanteriekolonnen und seine Artillerie auf der großen Straße vor, und rückte zwischen derselben und dem Nischtschaflusse gegen unsere rechte Flanke an; allein die glückliche Wirkung unsers Geschützes, besonders der reitenden Kompagnie No. 1., der Batteriekompagnie No. 14., und der leichten Kompagnie No. 27., hielten ihn bald in seinem Andringen auf. Da ich dieses sah, so befahl ich dem ganzen Korps, auf den Feind anzurücken, nachdem ich die ganze erste Linie und insonderheit die rechte Flanke dem Generalmajor Berg, und die linke dem Generalmajor Kosatschkowskji anvertraut hatte. Schon in den ersten Augenblicken unsers Anrückens war der Sieg nicht mehr zweifelhaft. Die ausgezeichnete Wirkung unsrer Artillerie, aufgemuntert von dem persönlichen Beyspiel des Generalmajors, Fürsten Jaschwil, und von dem schnellen und kühnen Angriff der Jäger- und der tapfern Regimenter der 5ten Division, warfen die feindlichen Kolonnen gänzlich über den Haufen; vergeblich bemühte sich der Feind, den Wald gegenüber der linken Flanke zu behaupten. Der Generalmajor Kosatschkowskji umging die rechte Flanke des Feindes mit dem 24sten Jägerregiment und dem Sewskischen Infanterieregiment, und der Generalmajor Kachowskji, der mit den Reserve-Grenadierbataillonen der zweyten Linie gerade gegen das Centrum vordrang, verjagte den im Walde befindlichen Feind, und schnitt einen Theil desselben ab; eine feindliche Kolonne, die sich durchschlagen wollte, wurde mit dem Bajonnet von einem Bataillon des Grenadierregiments Graf Araktschejew und von einer Eskadron des Leibgarde-Dragonerregiments und des Rigaschen Dragonerregiments attakirt, theils aufgerieben, und die Uebrigen gezwungen, die Waffen zu strecken. Während dem zwang unsere rechte Flanke den Feind zum schleunigsten Rückzuge, obgleich er an allen vortheilhaften Stellen sich bemühte, uns durch seine Artillerie aufzuhalten, um nach Möglichkeit die Verwundeten zu retten; aber überall ward er in demselben Augenblick durch die Wirkung unsers Geschützes und durch das schnelle Andringen der Scharfschützen und der in exemplarischer Ordnung mit Trommelschlag marschirenden Bataillonskolonnen der 5ten Division geworfen. Da 24ste und 26ste Jägerregiment, unter dem Kommando des Generalmajors Kosatschkowskji, umgingen inzwischen die rechte feindliche Flanke, und zwangen ihn zur schleunigsten Retirade; vor dem Gute Sokoliza gab sich der Feind, indem er die sich durchkreuzende Situation benutzte, Mühe, dem Andringen unsrer Truppen sich aufs Neue entgegen zu setzen; aber auch hier wurde er bald von dem Mohilewschen Infanterieregiment und einem Bataillon vom Sewskischen Infanterieregiment, unter dem Kommando des Generalmajors, Fürsten Sibirskji, und von dem 24sten Jägerregiment geworfen, welches über die Straße hinüber marschirt war, und schon anfing, ihm in die linke Flanke zu operiren, während das 25ste Jägerregiment durch den Nischtschafluß watete und diese Flanke des Feindes, der sich eben so vergeblich bemühte, jenseits des Flusses bey dem Gute Sokoliza festen Fuß zu fassen, mehr und mehr umging. Die Wirkung der Batteriekompagnien No. 9. und 14., und das tapfere Anrücken der Infanterie der 5ten Division, zwangen den Feind, sich zum Drissaflusses zurück zu ziehen. Die Generalmajors, Fürst Jaschwil und Kosatschkowskji, verfolgten ihn bis zu diesem Flusse, hinter welchem er sich verbarg, indem er die Brücken und die Dorfschaft Siwoschnä in Brand steckte. Er wurde von einem starken Feuer der reitenden Kompagnie No. 3 und von den leichten Truppen bis zur Dorfschaft Beloje, 7 Werst von Siwoschnä, verfolgt, und nur die eintretende Nacht und die Ermüdung unserer Truppen nach einer dreytägigen Schlacht ließen es nicht zu, ihn weiter zu verfolgen. Der Feind ging in der Nacht über die Düna, und ließ nur einen kleinen Theil in dem Brückenkopfe bey Polotzk zur Deckung seiner Retirade zurück. In dieser blutigen Schlacht, in welcher die siegreichen Truppen Ewr. Kaiserl. Majestät sich durch neue Heldenthaten ausgezeichnet haben, hat der Feind, nach der einstimmigen Aussage aller Gefangenen, bis 10,000 Mann an Getödteten und Verwundeten, und über 3000 an Gefangenen verloren. Unserer Seits ist der Verlust auch nicht gering: Stabs- und Oberofficiere sind 18 getödtet und 62 verwundet; Gemeine sind 1295 getödtet, und 2250 verwundet.

Ich wage es, das Verzeichniß aller Herren Generale, Stabs- und Oberofficiere, die sich besonders in dieser Affäre ausgezeichnet haben, und durch deren Bemühung und Anstrengung dieser vollkommene Sieg über den Feind erfochten worden, hierbey vorzustellen.

Bulletin der großen Armee.[]


Eilftes Bulletin.

Am 30sten marschirte der M. Herzog von Reggio von Polotzk nach Sebesch, wo er auf den General Witgenstein stieß, dessen Corps durch jenes des Prinzen Repnin verstärkt worden war. Bey dem Schlosse Jacubowo kam es zu einem Gefechte. Das 26ste leichte Infanterieregiment hat sich dabey mit Ruhm bedeckt, und die Division Legrand hat rühmlichst das Feuer des feindlichen Armeecorps ausgehalten.

Am 31sten zog sich der Feind nach der Drissa um den Herzog von Reggio auf seinem Marsche in der Flanke anzugreifen. Der Herzog nahm eine Stellung hinter der Drissa.

Am 1sten Aug. beging der Feind die Unbesonnenheit, über die Drissa zu gehen, und sich in Schlachtordnung vor dem 2ten Corps aufzustellen. Der Herzog von Reggio ließ die Hälfte des feindlichen Corps über den Fluß setzen, und als er bemerkte, daß jenseits 15,000 Mann und 14 Kanonen in ein Gefecht verwickelt wurden, öffnete er eine Batterie von 40 Kanonen, aus welcher eine halbe Stunde lang mit Kartätschen geschossen wurde. Zu gleicher Zeit gingen die Divisionen Legrand und Verdier im Sturmschritte mit gefälltem Bajonnet auf die Russen los, und warfen deren 15,000 in den Fluß. Alle Kanonen und Munitionswagen sind erbeutet worden, 3000 Mann mit mehrern Officieren wurden gefangen genommen, unter diesen befindet sich ein Adjutant des Generals Witgenstein; außerdem wurden noch 3500 Mann theils getödtet, theils ersäuft. Dies ist das Resultat dieses Gefechts.

In andern Kriegen würde man die Gefechte bey Drissa, Ostrowno und Mohilow drey Bataillen genannt haben. Der Herzog von Reggio lobt den General Grafen Legrand ganz außerordentlich wegen seines mitten im Gefechte beybehaltenen kalten Blutes. Auch lobt er sehr das Benehmen des 26sten leichten Infanterieregiments, so wie das des 56sten Linienregments.


Bulletins der kaiserlich-russischen Armee.[]


V.

Bowles42Wittgenstein185

Der Herr General-Lieutenant Graf Wittgenstein, welcher mit seinem Armee-Corps in der Gegend von Dryssa zur Beobachtung der Bewegungen des feindlichen Marschalls Oudinot [xxx] stand, hat heute die fröhliche Nachricht von einem vollkommenen Sieg über seinen Gegner gemeldet. Jedem patriotischen Staatsbürger muß es herzerhebend seyn, daß in diesem so furchtbar von unsern Feinden vorbereiteten Kriege, jedes Zusammentreffen mit der Armee, die Europa unterjocht hat, von unsern treuen und tapfern Vertheidigern des Vaterlandes mit einem Siege bezeichnet worden ist.

Der Marschall Oudinot, wahrscheinlich in der Absicht, die Straße von Pleskow zu gewinnen, hat es gewagt, über die Düna zu setzen, und ist von dem Grafen Wittgenstein den 18. und 19. dieses Monaths zwischen Polozk und Sibesch angegriffen und gänzlich geschlagen worden; 3000 Gefangene, 2 Kanonen und eine Menge Gepäck und Equipage sind dem Sieger in die Hände gefallen. Der geschlagene Feind, von dem noch fortwährend Gefangene eingebracht werden, zieht sich auf Polozk, und wird mit dem Degen in den Rippen verfolgt. Am 20sten dieses hatte der Graf Wittgenstein mit seinem ganzen Corps aufzubrechen beschlossen, um den Feind völlig über die Düna zurückzutreiben. Nach Vollendung dieser Operation wird er sich gegen den Marschall Macdonald [xxx] wenden, der bey Jakobsstadt steht, um ihn anzugreifen, und Lief- und Kurland von seinen Feinden zu befreyen.

Ein tapferes, von Ehrgefühl belebtes Heer und eine treue patriotische Nation stellen sich vereint dem Unterdrücker zahlreicher Völker entgegen. In seinen vorigen Kriegen hatte er gewöhnlich schon in dem Zeitraum, der seit seinem Eindringen in unsere Grenzen verflossen ist, den Kampf größten Theils entschieden. Jetzt hat er nur ungewisse einzelne Versuche gemacht, die Haupt-Operationen günstig für sich einzuleiten, und alle sind gescheitert. Er achtet seine Gegner, und vertraut nicht mehr zuversichtlich seinen Kräften.

Riga den 24. July 1812.

VII.

Nach einer am gestrigen Tage hierselbst eingegangenen Depesche, hat der Französische Marschall Oudinot [xxx], welcher, nach seinem früher verlornen Treffen, unausgesetzt verfolgt ward, in der Gegend von Polozk, nachdem er Verstärkung erhalten, die Bewegungen des Armeecorps des Grafen Wittgenstein durch einen Angriff auszuhalten versucht. Diese Unternehmung ist ihm aber mißglückt, er ist wiederum zurückgeschlagen, hat 600 Gefangene verloren, und der Graf Wittgenstein setzt seine Operation ununterbrochen fort.

Riga, den 5. August 1812.


Schreiben des Prinzen von Würtemberg.[]


Schreiben des Prinzen von Würtemberg, Generalgouverneurs von Weißrußlands, an den Civilgouverneur von Witepsk, den 19ten July 1812. [3]

Ich erhalte so eben von dem Kriegsminister eine sehr glückliche Nachricht. Gott hat unsere Truppen behütet, und die ersten Anstrengungen des Feindes sind vergeblich. Der Sieg hat unsere Waffen gekrönt. Die Avantgarde des Prinzen Bagration manöuvrirte, um sich mit der ersten Armee zu vereinigen, und traf die feindliche Kavallerie. Nach einem hartnäckigen Gefecht erlitten 9 französische Regimenter eine Niederlage. Mehr als 50 Officiere und 1000 Soldaten wurden gefangen. Nach dieser gewonnenen Schlacht hat die zweyte Armee weiter keine Schwierigkeit, im sich mit der ersten in Kurzem zu vereinigen, und beyde zusammen werden vermuthlich nicht säumen, an dem ungerechten Angreifer unsers Vaterlandes Rache zu nehmen.

Se. Excellenz, der Kriegsminister, fügt noch hinzu, daß auf dem rechten Flügel der ersten Armee der General Kulniew, der die Avantgarde des Fürsten von Wittgenstein kommandirt, eine feindliche aus 2 Regimentern bestehende Kavalleriebrigade völlig geschlagen hat. Der General St. Genies und mehrere Soldaten wurden gefangen. Zu gleicher Zeit trieb man den Feind von Dünaburg, mit beträchtlichem Verlust an Todten und Gefangenen, zurück.

Eben trifft noch die Nachricht ein, daß auf dem linken Flügel der General Platow mit seinem Korps 4 feindliche Regimenter vollkommen geschlagen hat. Dies ist nur ein Vorbote des vollständigen Sieges. Die Wünsche der Bürger und des Heeres sind endlich erhört.

Indem ich Ihnen Nachricht von diesen schnellen Siegen ertheile, habe ich dem Polizeydirektor zu Polotzk Befehl ertheilt, in allen griechischen und römischen Kirchen das Te Deum singen zu lassen und Gott für diesen wichtigen Vortheil zu danken.

Ich ersuche Sie, in allen Distrikten des Gouvernements Witepsk das Nämliche zu thun, und allen diesen Nachrichten die größte Publicität zu geben.

(Unterz.) Der Prinz Alexander von Würtemberg, Generalgouverneur von Weiß-Rußland.


Zeitungsnachrichten.[]

[1812]

Paris, den 4ten Oktober. [4]

Der Generallieutenant Fürst Wittgenstein stattet unterm 21sten July (2ten August) über das Treffen Bericht ab, welches er den französischen Truppen unter dem Herzog von Reggio am 18ten (30sten) July bey Kliaszi geliefert hat. Das Treffen, sagt er, dauerte 3 Tage. Der Herzog von Reggio hatte 3 Divisionen der besten Truppen, mußte aber nach der hartnäckigsten Gegenwehr dennoch weichen, und ward, obgleich er alle Brücken hinter sich abwarf, bis Polotzk verfolgt; wir haben 3000 Gefangene gemacht, darunter 25 Officiere, 2 Kanonen mit dazu gehörigen Pulverkarren, und fast alle Bagage erbeutet. Sobald ich, so schließt der Bericht, den Herzog von Reggio über die Düna werde zurückgeworfen haben; so werde ich mich gegen den Marschall Macdonald wenden. Ich hoffe mit Gottes Hülfe meine Operationslinie vom Feinde gänzlich zu reinigen und Riga zu befreyen. Wie haben in dem vorgedachten Treffen den General Kulmin verloren, dem beyde Beine abgeschossen wurden, und der auf dem Schlachtfelde den Geist aufgab. Ich selbst bin durch einen Streifschuß an der Backe verwundet, jedoch nur leicht.


Quellen.[]

  1. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 299. Freytag, den 13. December 1812.
  2. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 304. Donnerstag, den 19. December 1812.
  3. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 203. Freytag, den 23. August /4. September 1812.
  4. Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 248. Dienstag, den 15/27. Oktober 1812.
  • Actenstücke und Materialien zu der Geschichte des großen Kampfes um die Freyheit Europa's in den Jahren 1812 und 1813. Germanien, bey Peter Hammer. 1813.
  • Manuscript vom Jahre Tausend Achthundert und Zwölf. Darstellung der Begebenheiten dieses Jahres als Beitrag zur Geschichte des Kaisers Napoleon; vom Baron Fain, Napoleons Cabinets-Secretair. Leipzig, 1836. In Ernst Kleins literarischem und geographischem Comptoir.
  • Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 203. Freytag, den 23. August /4. September 1812.
  • Leipziger Zeitung Nr. 168. Donnerstags den 27. August 1812.
  • Allgemeine deutsche Zeitung für Rußland. No. 248. Dienstag, den 15/27. Oktober 1812.
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