Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Das Heer von Inneröstreich unter den Befehlen des Erzherzogs Johann im Kriege von 1809.[]

[1]
Joseph von Hormayr.

SectiePordenone

Bataille de Sacile Perdue par le Prince Eugène contre les Autrichiens le 16 Avril 1809.

Der Feind, obgleich überlegen, war sichtbarlich in einiger Verwirrung; seine Macht bei Sacile versammelt, ein starker Nachtrab in Pordenone. Die verschiedenen Spähungen und alle Kundschaftsnachrichten lauteten einstimmig: er ziehe sich hinter die Piave, dort wolle er die noch fehlenden Streitkräfte sammeln, dort den Angriff erwarten, oder wo möglich, damit zuvorkommen.

Der Erzherzog beschoß, in Verfolgung des Feindes keinen Augenblick zu verlieren, und das rasch Begonnene thätige ans Ziel zu führen. Schon am 14. Abends stellte er die General Wetzel und Schmidt mit 4 Bataillons, zwei Eskadrons und einer berittenen Batterie jenseit des Tagliamento vor Valvasone zur Vorhut auf. Der erlauchte Führer selbst setzte sich mit der ganzen, bei Codroipo unter Befehl des F. M. L. Frimont versammelten Reiterei und mit zwei berittenen Batterien um acht Uhr Abends in Marsch. Die Vorhut erhielt Befehl, erst mit Tages Anbruch sich weiter in Bewegung zu setzen, das bei Codroipo und Passeriano gelagerte Heer sollte nach dem Abkochen nachrücken. Oberstlieutenant Volkmann wurde beordert, längs dem Gebirge nach der Richtung von St. Quirin dem rechten Flügel zu folgen; Oberst Giurkowich, zur Deckung des linken Flügels bestimmt, sollte in gleicher Höhe mit dem Heere in den untern Gegenden nach la Motta vorrücken. Jeder von ihnen führte zwei Bataillons, eben so viele Eskadrons, und jener noch eine halbe Brigade-Batterie, nebst dem bei St. Daniele gestandenen Bataillon.

Ins Dunkel einer regnerischen Nacht gehüllt, rückte die Reiterei langsam vor, um nicht getrennt zu werden. Um drei Uhr früh erreichte sie das steinerne Kreuz im Flußbette der Zeline, unweit Cordenone. -- Bis hieher keine Spur des Feindes, durch den langen Marsch ermüdet, immer noch keine Nachricht von der auf Kundschaft vorausgeschickten Husaren-Schwadronen, der Vortrab noch ruhig bei Valvasone. Daher ließ der Erzherzog Halt machen, Divisionsweise aufmarschiren und abfüttern, bis die Kundschafter und der Vortrab einträfen; diese kamen um sechs Uhr früh, und der ausgesandte Rittmeister berichtete: In Torre di Pordenone stünde ein feindlicher Infanterie-Posten, in Pordenone befänden sich laut eingezogener Kunde nur 2 bis 300 Mann. Vorzurücken befahl nun der Erzherzog, und F. M. L. Frimont theilte den Vortrab in folgende drei Züge und wies ihnen diese Wege an:

Der erste unter General Schmidt mit einer Division Hohenzollern leichter Pferde (Oberst Ludwigsdorf) und einem Bataillon Bannalisten (Oberst Boxich) rückte rechts von der Hauptstraße über die Ebene in einem halben Kreise um Pordenone nach Rorai grande.
Der zweite, ein Bataillon Franz Carl, eine Division Ott Husaren, unter Oberstlieutenant Collenbach, marschirte ebenfalls über die Ebene zwischen dem ersten Zuge nach Pordenone.
Der dritte unter General Wetzel, aus vier Compagnien Bannalisten und einem Bataillon Franz Jellachich zusammengesetzt, drang gerade auf der Hauptstraße vor.

Rückhalt:

Zwei Divisionen Ott Husaren, eine berittene Batterie. Der übrigen Reiterei glaubte man nach den eingezogenen Erkundigungen nicht zu bedürfen, und so wurden die Dragoner-Regimenter Hohenlohe und Savoyen, und Joseph und Frimont Husaren nach St. Quirino und Roveredo in Marsch gesetzt, wo sie angelehnt bleiben sollten.

Der dritte Zug, welcher langsam sich fortbewegen sollte, damit die andern Zeit gewönnen, Pordenone zu umgehen, und nach dem Vordringen gegen Rorai und Talponedo, die in Pordenone befindliche Mannschaft abzuschneiden, rückte zu rasch vorwärts. Die ersten Schüsse fielen bei Torre di Pordenone. Sogleich sprengte der Erzherzog zur zweiten Colonne, welche zunächst die Stadt umging. Während ihres Vorrückens entdeckte man die Stärke und Stellung des Feindes, zwischen Pordenone und Rorai sah man statt der angekündigten paar hundert Mann starke feindliche Reiterei-Abtheilungen in Bewegung, und rückwärts eine ausgedehnte Linie Fußvolk. Es waren zwei Reiter-Regimenter und ein Fuß-Regiment, wovon ein Theil gegen Sacile zog. Sogleich eilte der G. Q. M. Oberst Graf Laval-Nugent zurück, die nach St. Quirino in Marsch begriffene Reiterei zu holen. Der Feind näherte sich. Der ihn (zur Seite den Oberstlieutenant Reinisch vom General-Quartiermeisterstab mit sechzig bis siebenzig Mann,) aufsuchende Erzherzog war in der augenscheinlichsten Gefahr der Gefangenschaft, kein Augenblick zu verlieren. Oberstlieutenant Reinisch dringt kühn mit der halben, zur Bedeckung des Erzherzogs bestimmten Eskadron gerade in den weit überlegenen Feind. Das ganze sechste Husarenregiment versammelt sich um ihn, und stürmt auf sein Häuflein los. Ruhmvoll war dieser Kampf der Tapferkeit gegen die Uebermacht. Reinisch ward gefangen, aber im Verfolge des Gefechts wieder befreit. Der Erzherzog begab sich für einen Augenblick näher an das Hauptheer. Unsere eigene Artillerie, die so weit vor, nur Feinde vermuthete, schoß mit Granaten, wovon eine dicht neben dem Erzherzog niederschlug, als G. M. Reisner mit verhängtem Zügel zurückflog, und den Irrthum berichtigte. -- Bald erschienen die Divisionen Hohenzollern, Ott Husaren und das Fußvolk der rechten Colonne in Massen gesammelt auf dem Kampfplatze, wo zwei feindliche Kanonen spielten. Das Bataillon Franz Karl blieb in Rückhalt. Muthig bricht die kleine Schaar auf den überlegenen Gegner los, der Angriff wird allgemein. Ungeachtet der Schwierigkeiten der Gegend und der vielen Gartenmauern wird der Feind überall geworfen, bis Rorai piccolo getrieben, Pordenone vom G. M. Wetzel, Roroi grande von G. M. Schmidt hinweg genommen. F. M. L. Frimont eilt mit den zwei in Rückhalt gestandenen Divisionen Ott Husaren und der berittenen Batterie vor, um den Rückzug nach Sacile abzuschneiden. -- Bei Rorai piccolo setzte sich das 35te feindlichen Linien-Regiment, vom 6ten Husaren-Regiment und Geschütz unterstützt. Die Lage der Gegend, die Hecken und Gräben begünstigten die Stellung, und machten es der österreichischen Reiterei unmöglich, ihr in großen Abtheilungen beizukommen; aber ein begeistertes Heer, was weiß dies von Hindernissen? -- Auf dem Wege und da, wo Oeffnungen und Brücken waren, drangen sie zugweise vor, und fochten in kleinen Haufen mit dem umzingelnden Feind, der sich hartnäckig vertheidigte. Groß war die Anstrengung von beiden Seiten, glänzend der unsrigen siegahnender Muth, der nur begierig seine Kräfte zu messen, der Zahl nicht achtete. Während des lebhaften Gewühls dieses Handgemenges kam General Spleny mit Erzherzogs Joseph Husaren zwischen Rorai grande und Talponedo im Rücken der feindlichen Truppen, und schnitt ihnen den Rückzug ab.

Das sechste Husaren-Regiment wurde nach heftigem Widerstand größtentheils zusammengehauen. Die Vierecke des Fußvolks von der Reiterei durchbrochen, durch die herbeieilenden Bataillons umzingelt, streckten das Gewehr. Um zwei Uhr endete das Gefecht. Der Feind erlitt einen großen Verlust an Todten, wovon 500 blos bei Rorai piccolo lagen. 2000 Gefangene, 4 Kanonen, 2 Zeugwagen und 3 Adler waren die Frucht des Sieges. Der österreichischen Verlust bestand in 300 Todten und Verwundeten, und eben so viel Gefangenen, die aber gleich wieder befreiet wurden.

So groß war die Erbitterung, daß F. M. L. Frimont nur mit scharfen Drohungen und Säbelhieben die Kroaten und Husaren vom Blutvergießen abhalten konnte, und den Feinden, die bereits das Gewehr weggeworfen hatten, Sicherheit gewährte. -- Ein feindlicher Tagsbefehl warf die Schuld des erlittenen Verlustes auf den Reiterei-General Sahugue, der sich in tiefer Ruhe, und ohne daß seine Reiter auch nur aufgezäumt hatten, überfallen ließ.

Unter die große Zahl der Braven dieses Tages gehörten vorzüglich viele dem Regimente Hohenzollern leichter Pferde zu, dessen Oberster Freiherr Ludwigsdorf, schwer und schmerzlich verwundet, in feindliche Gefangenschaft fiel. Der Rittmeister, Ritter Martyn, bemerkte an den aus einem Hohlweg hervorragenden Spitzen der Bajonette, daß unter Begünstigung desselben ein Trupp feindlichen Fußvolks die Oesterreicher zu umgehen suche. Ohne ihre Ueberzahl zu achten, stürzte sich Martyn mit seiner Schwadron in den Feind, brachte ihn in Unordnung und erhielt mehrere Wunden. Darauf verfolgte der Rittmeister, Freiherr Banniza von Hohenlinden, (der sich in der Folge in Tyrol besonders hervorthat,) ein Offizier von eben so viel Einsicht, als Muth, jenen Vortheil, ein ganzes feindliches Bataillon wurde gefangen und ein Adler erobert. [ > > > ]


Züge von Heldenmuth.[]

[2]
In der Affaire von Pordenone am 15ten April, sammelte der Wachtmeister Friedrich Lauer von Erzherzog Joseph Husaren, 24 Mann von verschiedenen Regimentern, und griff mit diesem bunten Corps die 1000 bis 1200 Mann starke feindliche Arriergarde an, hieb zu wiederholten Malen in dieselbe ein, trieb sie zurück, und machte mehrere Gefangene.


In eben dieser Affaire verlor der Gemeine Johann Mathe, von demselben Husarenregimente, sein Pferd und gerieth in Gefangenschaft. Da er aber bald Gelegenheit fand, sich zu Fuß zu flüchten, und so glücklich war, ein Beutepferd zu bekommen, so begab er sich auf selbigem sogleich wieder ins Gefecht. Von allen Waffen entblößt, nahm er, statt des Säbels, einen Zaunpfahl, und schlug damit so tapfer um sich, daß er einen feindlichen Dragoner erlegte, und mit dessen Pferde einen Kameraden, der eben das Seine verloren hatte, wieder beritten machte.


Der Gemeine Mathies Kies, von demselben Husarenregiment, war in derselben Affaire zur Zurückbringung einiger Gefangenen kommandirt gewesen. Indem er auf das Schlachtfeld zurückeilt, stößt er auf einen feindlichen Infanterietrupp, der an 3000 Mann stark war. Er sprengte zurück, sammelte ungefähr 15 zerstreute Kameraden, führte sie unbemerkt durch einen in der Flanke jener Feinde liegenden Wassergraben, hieb an der Spitze seiner Gefährten in dieselben ein, und nahm sie alle gefangen.


Quellen.[]

  1. Das Heer von Inneröstreich unter den Befehlen des Erzherzogs Johann im Kriege von 1809. in Italien, Tyrol und Ungarn. Von einem Stabsoffizier des k. k. Generalquartiermeister-Stabes eben dieser Armee; durchgehends aus officiellen Quellen, aus den erlassenen Befehle, Operationsjournalen u. s. w. Leipzig und Altenburg: F. A. Brockhaus. 1817.
  2. Beiträge zur neuesten Kriegsgeschichte in Spanien und dem Norden von Europa in den Jahren 1811, 1812 und folgenden, mit Rückblicken auf die Kriege in den Jahren 1805 bis 1810. Leipzig, in der Baumgärtnerschen Buchhandlung. 1813.
  • Neue militärische Zeitschrift. Wien 1811. Gedruckt bey Anton Strauß.
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