Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Triptis.[]

Triptis, kleine königl. Sächsische Stadt im Amte Arnshaug, im Neustädtischen Kreis, 1 Meile von Neustadt an der Orla, gegen Gera. Sie hat guten Feldbau und viele Hutmacher.


Zeitungsnachrichten.[]

[1807]

Kriegsdrangsale.

Sachsen. . . . . In der Nacht, wo das kaiserl. französ. Hauptquartier in Auma war (10. Okt.), lag der Großherzog von Berg mit einem sehr ansehnlichen Gefolge in Triptis. Der Aufwand, den die übergroße Anzahl von Menschen forderte, war schon für den armen Ort, von kaum 200 kleinen Häusern und höchstens 1000 Einwohnern, die sich vom Feldbau oder als Handwerker nähren, fast unerschwinglich; aber noch härter wurde sein Schicksal am 11. und 12. Okt. Sobald die Offiziere Triptis verlassen hatten, kamen aus dem gegen 60,000 Mann starken Lager bey Braunsdorf zu wiederholten Malen drey-, vier- bis fünfhundert Mann, die sich auf keine Forderung einließen, sondern alles nahmen, was nur fortzubringen war. Wenige Orte haben wohl das Unglück einer so allgemeinen Plünderung erfahren, als Triptis! Kein Haus blieb verschont, selbst die schlechteste Hütte wurde vom Boden bis in den Keller durchsucht, kein geheimer Winkel blieb unbetreten. Schränke, Kisten und Kasten wurden zerschlagen; selbst das, was etwa in der Erde verborgen worden war, wurde hervorgezogen und alles wurde fortgeschaft. So verloren die Einwohner nicht allein alles baare Geld, sondern auch alles Tisch- und Bettzeug, als Leibwäsche, alles Federvieh, 267 Schweine und 48 Stück Rindvieh. Von Lebensmitteln blieb in der ganzen Stadt gar nichts. In welcher Todesangst die aus ihren Häusern, oft genug durch die äußersten Mißhandlungen, verscheuchten Einwohner umher irrten, mit welcher Wehmuth sie in ihre leeren und verwüsteten Häuser zurückkehrten, das wird nicht leicht jemand fühlen, der so etwas nicht selbst erfahren hat. Selbst die französischen Offiziere, die zunächst nach diesen Schreckenstagen in Triptis Quartier nahmen, wurden von dem Unglück, welches das Städtchen betroffen hatte, gerührt, und waren zufrieden, wenn ihnen nur trockenes Brod und Kartoffeln gereicht werden konnte. Nun denke man sich, daß, so lange die Militärstraße durch Auma gieng, die oftmals sehr starken Einquartierungen in Triptis fast eben so wenig aufhörten, als in Auma, daß selbst mit der äußersten Anstrengung wieder Lebensmittel herbeygeschafft werden mußten, um die Krieger zu unterhalten; man denke sich, daß dieser so sehr mitgenommene Ort noch seinen Beytrag zu der zu leistenden Kontribution (an 600 Rthlr.) geben mußte, und man wird leicht begreifen, daß sich die Einwohner von Triptis dermalen in einer so unglücklichen Lage befinden, daß die traurigen Folgen des erlittenen Ungemachs nur durch eine ansehnliche Unterstützung von Seiten verschont gebliebener und noch wohlhabender Menschenfreunde in etwas gemildert werden können *).


Quellen und Literatur.[]

  • Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor der Geschichte zu Landshut. Landshut, bei Philipp Krüll, Universitätsbuchhändler. 1811.
  • National-Zeitung der Deutschen. 11tes Stück, den 12ten März 1807.
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