Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Fraustadt.[]


Fraustadt, polnisch Wschowa,[1] Stadt in Südpreussen an den Schlesischen Gränzen. Sie ist der Hauptort eines steuerrärthlichen Kreises, der Sitz einer Steuer- und Kreis- Justiz-Inspection, eines Post- und Hauptzollamtes, zum Departement Posen gehörig; wird in die Alt- und Neu-Stadt eingetheilt, hat 3 Kirchen, eine katholische und 2 lutherische, ferner 2 lutherische Schulen, ein Zeughaus, ein Rathhaus. In den beyden Städten und in der Vorstadt zählte man im J. 1800 807 Häuser, u. 6,654 Einwohner mit der Garnison, fast lauter Deutsche, ¾ Lutheraner und ¼ Katholiken; auch 418 Juden, welche blos in der Neustadt wohnen dürfen. Es wird hier ein starker Handel mit Polnischer Wolle, Getreid, Ochsen und Wollentuch getrieben; denn in der Stadt sind 180 Tuchmacherstühle und 200 Meister, ohne die Landmeister und Gesellen zu rechnen. Das ehemalige Jesuiter-Collegium ist nun zur Wohnung für das Militär eingerichtet. In dieser Gegend erhielten die Schweden im Febr. 1706 über die Sachsen und Russen einen wichtigen Sieg, und thaten hierauf noch dasselbe Jahr einen Einfall in die Kursächsischen Länder. Im J. 1802 wurde diese Stadt durch eine schreckliche Feuersbrunst in die Asche gelegt.


Von Reisende.[]

Röder von Bomsdorff.

[1812]

[2]

Den zweiten Tag setzten wir den Marsch auf Fraustadt fort, ein Ort, der in der Bauart einige Aehnlichkeit mit Potsdam hat.

Friedrich Wilhelm II. hat es bedeutend verschönert, und es ist ein wohlthuendes Gefühl, von der leeren öden Umgebung auf eine nette breitstraßige Stadt von gewiß 900 zierliche Häuser zu blicken. Daß dort der Getreidehandel nicht unbedeutend sein kann, ist aus den 99 Windmühlen zu abstrahiren, die die Stadt umringen, und welche, das Hundert voll zu machen, bei nächtlicher Weile, der Teufel hindern soll.


Quellen.[]

  1. Geographisch- Historisch- Statistisches Zeitungs-Lexikon von Wolfgang Jäger, Professor zu Altdorf. Neu bearbeitet von Konrad Mannert, Königl. Bairischen Hofrath und Professor der Geschichte und Geographie zu Würzburg. Nürnberg, bey Ernst Christoph Grattenauer 1805.
  2. Mittheilungen aus dem russischen Feldzuge, an einen Offizier des Generalstabes von Röder von Bomsdorff, Königlich Preussischem Rittmeister und Brigade-Adjutant. Leipzig, bey Wilhelm Engelmann. 1816.
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