Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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Laut einer andern Beylage vom 24. Aug. (5. Sept.) giengen von dem [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanikow]] vom 15. (27.) Aug. über die Bewegungen der ihm anvertrauten Eskadre die weitern Berichte ein, welche im Wesentlichen folgendes enthalten: Den [[1808#August.|9. (21.) Aug.]] lief erwähnter Admiral, nachdem er alles Nöthige in Stand gesetzt hatte, mit der Eskadre von [[Hanko|Hangudd]] aus, und segelte nach Jungferssund, um die Stärke und die Stellung des Feindes selbst zu rekognosziren. In Jungferssund fand er die feindliche Flotte, 18 Schiffe und [[Fregatte]]n stark, in den Scheeren vor Anker liegen. Hier kreuzte der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Adm. Chanykow]] mit seiner Eskadre bis zum 13. (25.), an welchem Tage er durch seine Vorderschiffe erfuhr, daß der Feind die Anker zu lichten beginne. Der Feind lichtete auch bald darauf wirklich die Anker, und steuerte bey NO. Wind mit denlinken Seite an den Wind. [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] detaschirte sogleich eine [[Korvette]], um die Bewegungen des Feindes zu beobachten, stellte sich in Schlachtordnung, und lavirte gegen Osten, um nicht von seinen Häfen abgeschnitten zu werden, wo er eine Generalbataille zu liefern gesonnen war. An demselben Tage Nachmittags sah man die feindliche Flotte, begleitet von 2 Englischen Schiffen, auf unsere Eskadre zu laviren. Den andern Tag entschloß sich der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Adm. Chanykow]] den Feind anzugreifen; er laviree die ganze Nacht hindurch, um den Wind nicht zu verlieren. Mit Tagesanbruch, da er sich nahe bey [[Paldiski|Baltisch-Port]] befand, erblickte er unter dem Winde die feindliche Flotte, welche aus 13 [[Linienschiff]]en und 5 grossen [[Fregatte]]n bestand. Unter den erstern befanden sich zwey Englische Schiffe; das eine war ein Dreydecker, und führte die Kontre-Admiralsflagge, und das andere ein Zweydeck r, aber von grossem Range; auch befand sich unter den Schwedischen Schiffen ein Dreydecker. Die feindliche Avantgarde, bey welcher die Engländer voran segelten, befand sich nicht mehr weit von unserer Arriergarde, und um 5 Uhr des Morgens griffen die beyden Englischen Schiffe das letzte Schiff unserer Linie, Wsewolod, welches etwas unter den Wind gekommen war, eins nach dem andern an. Da der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] diese Operazion des Feindes sah, so gieng er mit der ganzen Eskadre auf denselben los. Die Engländer, aus Furcht von ihrer Linie abgeschnitten zu werden, wandten nun auf die andere Seite, welches auch die Schweden befolgten. Der Kommandeur des Schiffes Wsewolod, Kapitain Rudnew, der zuerst das Feuer auf den Feind eröffnet hatte, schlug im Angesicht beyder Flotten den doppelten feindlichen Angriff tapfer und muthig ab, erlitt aber auch dabey selbst beträchtlichen Schaden in Tauwerk. Die Stage, die Marse und Schoten waren zerschossen, die Vorbramstenge war zerbrochen, und Wsewolod war daher nicht mehr im Stande, seinen Platz in der Linie zu behaupten. [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]], der selbst von allem Augenzeuge war, erlaubte ihm, im [[Paldiski|Baltisch-Port]] einzulaufen, und gab ihm eine Fregatte zur Begleitung mit. Auf solche Art war unsere Linie, noch ehe die Generalbataille ihren Anfang nehmen konnte, um ein Schiff geringer geworden, und auch das Sch ff Sewernaja Swesda (Nordstern) konnte wegen plötzlicher Beschädigung der Vorstrenge das Vormarssegel nicht gebrauchen, und daher auch seine Stelle nicht genau beybehalten. Durch diese Umstände ward der Feind uns an Stärke weit überlegen, und der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanikow]] steuerte mit seiner Eskadre, damit der Feind diese seine Ueberlegenheit nicht mit Vortheil benutzen möchte, nach [[Paldiski|Baltisch-Port]]. Der Feind steuerte nun mit der nämlichen Seite, wie wir, an den Wind, und die Englischen Schiffe wandten alle ihre Geschicklichkeit an, um unser beschädigtes Schiff Wsewolod, welches nicht so bald in Stand gebracht werden, auch mit unserer Eskadre nicht gleichen Schritt halten konnte, abzuschneiden. Um dies feindliche Unternehmen zu vereiteln, befahl der Admiral Chanykow der Arriergarde, dies Schiff zu decken, und ihm alle mögliche Hilfe zu leisten; jedoch konnte selbes, da es zu weit unter den Wind gekommen war, unerachtet aller Anstrengung und Thätigkeit seines Befehlshabers und der Kapitains derjenigen Schiffe, die dasselbe begleiteten, die nördliche Landspitze der Insel Roy nicht umsegeln, um zugleich mit unsern übrigen Schiffen in [[Paldiski|Baltisch-Port]] einzulaufen. Es war daher gezwungen, auf der nördlichen Seite dieser Insel, in einer äusserst nahen Distanz vom Ufer, Anker werfen. Unterdessen lief der Oberbefehlshaber mit der ganzen Eskadre in den erwähnten Hafen ein, und setzte alles vollkommen in Stand, um den Feind abzuschlagen, welcher aber nun mit seiner ganzen Flotte wieder in die hohe See umkehrte. Des [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admirals Chanykow]] erstes Bestreben war nun, das Schiff Wsewolod wieder mit der Eskadre zu vereinigen. Er nahm daher alle bey ihm befindliche Ruderfahrzeuge zusammen, und übertrug dies Geschäft den Kapitainlieutenanten Minizkoi und Tulubjew.
 
Laut einer andern Beylage vom 24. Aug. (5. Sept.) giengen von dem [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanikow]] vom 15. (27.) Aug. über die Bewegungen der ihm anvertrauten Eskadre die weitern Berichte ein, welche im Wesentlichen folgendes enthalten: Den [[1808#August.|9. (21.) Aug.]] lief erwähnter Admiral, nachdem er alles Nöthige in Stand gesetzt hatte, mit der Eskadre von [[Hanko|Hangudd]] aus, und segelte nach Jungferssund, um die Stärke und die Stellung des Feindes selbst zu rekognosziren. In Jungferssund fand er die feindliche Flotte, 18 Schiffe und [[Fregatte]]n stark, in den Scheeren vor Anker liegen. Hier kreuzte der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Adm. Chanykow]] mit seiner Eskadre bis zum 13. (25.), an welchem Tage er durch seine Vorderschiffe erfuhr, daß der Feind die Anker zu lichten beginne. Der Feind lichtete auch bald darauf wirklich die Anker, und steuerte bey NO. Wind mit denlinken Seite an den Wind. [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] detaschirte sogleich eine [[Korvette]], um die Bewegungen des Feindes zu beobachten, stellte sich in Schlachtordnung, und lavirte gegen Osten, um nicht von seinen Häfen abgeschnitten zu werden, wo er eine Generalbataille zu liefern gesonnen war. An demselben Tage Nachmittags sah man die feindliche Flotte, begleitet von 2 Englischen Schiffen, auf unsere Eskadre zu laviren. Den andern Tag entschloß sich der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Adm. Chanykow]] den Feind anzugreifen; er laviree die ganze Nacht hindurch, um den Wind nicht zu verlieren. Mit Tagesanbruch, da er sich nahe bey [[Paldiski|Baltisch-Port]] befand, erblickte er unter dem Winde die feindliche Flotte, welche aus 13 [[Linienschiff]]en und 5 grossen [[Fregatte]]n bestand. Unter den erstern befanden sich zwey Englische Schiffe; das eine war ein Dreydecker, und führte die Kontre-Admiralsflagge, und das andere ein Zweydeck r, aber von grossem Range; auch befand sich unter den Schwedischen Schiffen ein Dreydecker. Die feindliche Avantgarde, bey welcher die Engländer voran segelten, befand sich nicht mehr weit von unserer Arriergarde, und um 5 Uhr des Morgens griffen die beyden Englischen Schiffe das letzte Schiff unserer Linie, Wsewolod, welches etwas unter den Wind gekommen war, eins nach dem andern an. Da der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] diese Operazion des Feindes sah, so gieng er mit der ganzen Eskadre auf denselben los. Die Engländer, aus Furcht von ihrer Linie abgeschnitten zu werden, wandten nun auf die andere Seite, welches auch die Schweden befolgten. Der Kommandeur des Schiffes Wsewolod, Kapitain Rudnew, der zuerst das Feuer auf den Feind eröffnet hatte, schlug im Angesicht beyder Flotten den doppelten feindlichen Angriff tapfer und muthig ab, erlitt aber auch dabey selbst beträchtlichen Schaden in Tauwerk. Die Stage, die Marse und Schoten waren zerschossen, die Vorbramstenge war zerbrochen, und Wsewolod war daher nicht mehr im Stande, seinen Platz in der Linie zu behaupten. [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]], der selbst von allem Augenzeuge war, erlaubte ihm, im [[Paldiski|Baltisch-Port]] einzulaufen, und gab ihm eine Fregatte zur Begleitung mit. Auf solche Art war unsere Linie, noch ehe die Generalbataille ihren Anfang nehmen konnte, um ein Schiff geringer geworden, und auch das Sch ff Sewernaja Swesda (Nordstern) konnte wegen plötzlicher Beschädigung der Vorstrenge das Vormarssegel nicht gebrauchen, und daher auch seine Stelle nicht genau beybehalten. Durch diese Umstände ward der Feind uns an Stärke weit überlegen, und der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanikow]] steuerte mit seiner Eskadre, damit der Feind diese seine Ueberlegenheit nicht mit Vortheil benutzen möchte, nach [[Paldiski|Baltisch-Port]]. Der Feind steuerte nun mit der nämlichen Seite, wie wir, an den Wind, und die Englischen Schiffe wandten alle ihre Geschicklichkeit an, um unser beschädigtes Schiff Wsewolod, welches nicht so bald in Stand gebracht werden, auch mit unserer Eskadre nicht gleichen Schritt halten konnte, abzuschneiden. Um dies feindliche Unternehmen zu vereiteln, befahl der Admiral Chanykow der Arriergarde, dies Schiff zu decken, und ihm alle mögliche Hilfe zu leisten; jedoch konnte selbes, da es zu weit unter den Wind gekommen war, unerachtet aller Anstrengung und Thätigkeit seines Befehlshabers und der Kapitains derjenigen Schiffe, die dasselbe begleiteten, die nördliche Landspitze der Insel Roy nicht umsegeln, um zugleich mit unsern übrigen Schiffen in [[Paldiski|Baltisch-Port]] einzulaufen. Es war daher gezwungen, auf der nördlichen Seite dieser Insel, in einer äusserst nahen Distanz vom Ufer, Anker werfen. Unterdessen lief der Oberbefehlshaber mit der ganzen Eskadre in den erwähnten Hafen ein, und setzte alles vollkommen in Stand, um den Feind abzuschlagen, welcher aber nun mit seiner ganzen Flotte wieder in die hohe See umkehrte. Des [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admirals Chanykow]] erstes Bestreben war nun, das Schiff Wsewolod wieder mit der Eskadre zu vereinigen. Er nahm daher alle bey ihm befindliche Ruderfahrzeuge zusammen, und übertrug dies Geschäft den Kapitainlieutenanten Minizkoi und Tulubjew.
   
Nach 3 Uhr Nachmittags schritten die Kapitänlieutenants Minizkji und Tulubjew zur Ausführung ihres Geschäfts, und begannen bey dem damaligen schwachen Winde das Schiff zu bugsiren. Die Engländer zogen in Angesicht der ganzen Schwedischen Flotte, da wir wegen des schwachen Windes aus Norden und Osten unmöglich die Anker lichten konnten, auf ihren Schiffen alle Segel auf, und nahmen, so viel wie möglich, ihre Richtung auf den Wsewolod, welchen eines der Englischen Schiffe, eben als er sich bemühten, um die Landspitze zu kommen, und bald darauf auch das andere, um 8 Uhr Abends attakirten. Die sämmtlichen Ruderfahrzeuge wurden durch feindliche Kartätschen vertrieben und zerstreut, aber der Kapitainlieutenant Minizkji, welcher sich während des Bugsirens auf einem dieser Fahrzeuge befand, sammelte selbe wieder, und kehrte mit Ihnen zur Eskadre zurück. Wsewolod begann nun aufs neue ein verzweifeltes Gefecht. Der Kapitän Rudnew munterte, ungeachtet sein Kommando größtentheils aus Kriegern von der Miliz bestand, durch das Beyspiel seiner eigenen Tapferkeit seine Untergebenen auf, und flößte ihnen Muth ein, und so empfieng er den Feind unerschrocken. Das Kanonenfeuer war heftig; rother Wiederschein zeigte sich alle Augenblicke über den Kämpfenden; Kanonen- Musketen- und Pistolenfeuer wüthete zugleich, und das Blutvergiessen nach immer mehr zu. Der Kommandeur des Wsewolod, welcher seinen beyden starken und geschickten Gegnern tapfern Widerstand leistete, verlor die Geistesgegenwart nicht, und that, unterstützt durch die exemplarische Anstrengung, Tapferkeit und Gewandtheit des Kapitainlieutenants Tuluwjew, und der sich damals bey ihm befindlichen Offiziere, dem Feinde ausserordentlichen Schaden, auch feuerte Wsewolod, als eines der mit ihm engagirten feindlichen Schiffe an eine Sandbank anstieß, seine ganze Lage auf das Hintertheil des feindlichen Schiffes ab, und tödtete auf demselben eine Menge Menschen; allein da er auch selbst im Rumpfe stark durchschossen, und an vielen St llen leck geworden war, so fieng er an zu sinken. Er zog nun die zerrissenen Ueberreste der Segel auf, segel e fest auf den Grund, und begann den Kampf aufs neue. Nun begann aber, da ihn das eine der feindlichen Schiffe enterte, ein blutiges Gemetzel. Zu wiederholten Malen waren die Feinde genöthigt zu weichen, aber mit neuer Wuth drangen sie wieder an. Das Morden dauerte schon gegen eine Stunde, und es hätte wahrscheinlich erst mit der gänzlicher Aufreibung der Kämpfenden aufgehört, wenn das andere Englische Schiff sich dem Wsewolod nicht genähert hätte. Dies feuerte, nachdem es ganz nahe gekommen war, seine ganze Lage mit Kugeln und Kartätschen auf ihn ab, und entkräftete dadurch den Wsewolod gänzlich. Nur jetzt erst bemächtigten sich die Engländer unsers, in allen seinen Theilen zerschossenen, und mit Leichnamen angefüllten Schiffs, wobey die noch Lebenden, da sie nicht mehr im Stande waren, dem Feinde zu widerstehen, sich ins Wasser warfen, um nicht in Gefangenschaft zu gerathen, und auf solche Art retteten sich durch Schwimmen auf den Lukendeckeln, Rudern u. s. w 56 Mann. Die Engländer, welche es vollkommen unmöglich fanden, das Schiff wieder flott zu machen, es auszubessern, und es dann zu behaupten, steckten selbiges in Brand, und nahmen die übrigen Schiffsleute mit sich, von denen am [[1808#August.|15. August]] der [[Sir Samuel Hood, 1. Baronet|Englische Kontreadmiral Hood]] mit einem Parlamentair 37 M., alle verwundet, dem [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] zum Auswechseln zusandte. Diese versichern, daß beyde Englische Schiffe sehr viele Getödtete und Verwundete haben, und daß die Schiffe an mehrern Stellen durch und durch geschossen sind. Ueber die Anzahl der Getödteten und Verwundeten auf unserer Seite hat der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] die zuverlässigen Nachrichten noch nicht alle eingezogen.</blockquote>
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Nach 3 Uhr Nachmittags schritten die Kapitänlieutenants Minizkji und Tulubjew zur Ausführung ihres Geschäfts, und begannen bey dem damaligen schwachen Winde das Schiff zu bugsiren. Die Engländer zogen in Angesicht der ganzen Schwedischen Flotte, da wir wegen des schwachen Windes aus Norden und Osten unmöglich die Anker lichten konnten, auf ihren Schiffen alle Segel auf, und nahmen, so viel wie möglich, ihre Richtung auf den Wsewolod, welchen eines der Englischen Schiffe, eben als er sich bemühten, um die Landspitze zu kommen, und bald darauf auch das andere, um 8 Uhr Abends attakirten. Die sämmtlichen Ruderfahrzeuge wurden durch feindliche Kartätschen vertrieben und zerstreut, aber der Kapitainlieutenant Minizkji, welcher sich während des Bugsirens auf einem dieser Fahrzeuge befand, sammelte selbe wieder, und kehrte mit Ihnen zur Eskadre zurück. Wsewolod begann nun aufs neue ein verzweifeltes Gefecht. Der Kapitän Rudnew munterte, ungeachtet sein Kommando größtentheils aus Kriegern von der Miliz bestand, durch das Beyspiel seiner eigenen Tapferkeit seine Untergebenen auf, und flößte ihnen Muth ein, und so empfieng er den Feind unerschrocken. Das Kanonenfeuer war heftig; rother Wiederschein zeigte sich alle Augenblicke über den Kämpfenden; Kanonen- Musketen- und Pistolenfeuer wüthete zugleich, und das Blutvergiessen nach immer mehr zu. Der Kommandeur des Wsewolod, welcher seinen beyden starken und geschickten Gegnern tapfern Widerstand leistete, verlor die Geistesgegenwart nicht, und that, unterstützt durch die exemplarische Anstrengung, Tapferkeit und Gewandtheit des Kapitainlieutenants Tuluwjew, und der sich damals bey ihm befindlichen Offiziere, dem Feinde ausserordentlichen Schaden, auch feuerte Wsewolod, als eines der mit ihm engagirten feindlichen Schiffe an eine Sandbank anstieß, seine ganze Lage auf das Hintertheil des feindlichen Schiffes ab, und tödtete auf demselben eine Menge Menschen; allein da er auch selbst im Rumpfe stark durchschossen, und an vielen St llen leck geworden war, so fieng er an zu sinken. Er zog nun die zerrissenen Ueberreste der Segel auf, segel e fest auf den Grund, und begann den Kampf aufs neue. Nun begann aber, da ihn das eine der feindlichen Schiffe enterte, ein blutiges Gemetzel. Zu wiederholten Malen waren die Feinde genöthigt zu weichen, aber mit neuer Wuth drangen sie wieder an. Das Morden dauerte schon gegen eine Stunde, und es hätte wahrscheinlich erst mit der gänzlicher Aufreibung der Kämpfenden aufgehört, wenn das andere Englische Schiff sich dem Wsewolod nicht genähert hätte. Dies feuerte, nachdem es ganz nahe gekommen war, seine ganze Lage mit Kugeln und Kartätschen auf ihn ab, und entkräftete dadurch den Wsewolod gänzlich. Nur jetzt erst bemächtigten sich die Engländer unsers, in allen seinen Theilen zerschossenen, und mit Leichnamen angefüllten Schiffs, wobey die noch Lebenden, da sie nicht mehr im Stande waren, dem Feinde zu widerstehen, sich ins Wasser warfen, um nicht in Gefangenschaft zu gerathen, und auf solche Art retteten sich durch Schwimmen auf den Lukendeckeln, Rudern u. s. w 56 Mann. Die Engländer, welche es vollkommen unmöglich fanden, das Schiff wieder flott zu machen, es auszubessern, und es dann zu behaupten, steckten selbiges in Brand, und nahmen die übrigen Schiffsleute mit sich, von denen am [[1808#August.|15. August]] der [[Sir Samuel Hood, 1. Baronet|Englische Kontreadmiral Hood]] mit einem Parlamentair 37 M., alle verwundet, dem [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] zum Auswechseln zusandte. Diese versichern, daß beyde Englische Schiffe sehr viele Getödtete und Verwundete haben, und daß die Schiffe an mehrern Stellen durch und durch geschossen sind. Ueber die Anzahl der Getödteten und Verwundeten auf unserer Seite hat der [[Peter Iwanowitsch Chanykow|Admiral Chanykow]] die zuverlässigen Nachrichten noch nicht alle eingezogen.
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<big>Großbrittanien</big>. <ref>Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.</ref> <br>
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Fortsetzung der in der Londner Hofzeitung enthaltenen Kriegsberichte aus der Ostsee:
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Am [[1808#August.|26. August]] um 5 Uhr Morgens war der [[HMS Implacable (1805)|Implakable]] im Stande, das am meisten unter dem Winde segelnde feindliche Schiff auf eine tapfere Weise zur Akzion zu bringen. Das Manövre wurde so entschlossen und überlegt ausgeführt, daß der Russische Admiral, der mit seiner ganzen Macht herabkam, die ausgezeichnete Superiorität in den verschiedenen Seemanövres nicht hindern konnte, welche sich hier auffallend zeigte. Obgleich das feindliche Schiff mit der größten Bravour focht, so war sein Feuer doch in 20 Minuten zum Stillschweigen gebracht, und nur die Annäherung der ganzen feindlichen Flotte hinderte die Wegnahme desselben, da die Flagge und Wimpel schon heruntergenommen waren; allein hier war ich genöthigt, dem [[HMS Implacable (1805)|Implakable]] das Signal zu geben, sich an mich anzuschliessen. Anliegend sende ich das Schreiben des [[Thomas Byam Martin|Kapitäns Martin]], worin das brave Benehmen des Lieutenants Baldwin der andern Offiziere und der Mannschaft, angegeben wird. Wenn ich den Werth des tapfern, würdigen, vortrefflichen Offiziers, des Kapitäns Martin, durch mein Lob erhöhen könnte, so würde ich es mit der herzlichsten Dankbarkeit thun, allein die hohe Achtung, welche ich gegen ihn als Offizier und Freund hege, läßt sich nicht durch Worte ausdrücken. Da der Russische Admiral eine [[Fregatte]] abgeschickt hatte, um das zum Dienst unfähig gemachte Schiff zu bugsiren, so setzte dieser alle Segel bey. Ich aber ließ sogleich durch dem Implakable Jagd machen, und nötigte die [[Fregatte]], ihr Schlepptau fallen zu lassen. Hierdurch wurde der Russische Admiral genöthigt, die Fregatte durch einige Linienschiffe zu unterstützen. Ich hatte alle Aussicht, ihn zum allgemeinen Treffen zu bringen; allein um dieses zu vermeiden, benutzte er einen günstigen Wind, und lief in den Hafen zu [[Paldiski|Rogerswick]] ein. Das vom [[HMS Implacable (1805)|Implakable]] engagirte Linienschiff gerieth auf eine Sandbank vor dem Eingange des Hafens. Da die See hoch gieng, so hoffte ich, daß es zertrümmert werden würde; allein wie der Wind sich gegen Abend legte, so schien es, als wenn das Schiff vor Anker läge, und man beschäftigt wäre, den Schaden wieder zu repariren. Da es bey Sonnenuntergang still wurde, und man Böte von der Russischen Flotte abschickte, das Schiff in den Hafen zu bugsiren, so gab ich dem Kapitän Webley den Auftrag, sich zu bemühen, dasselbe abzuschneiden. Dieses wurde auf eine Weise ausgeführt, die dem Kapitän Webley, den Offizieren, und der Schiffsmannschaft vom [[HMS Centaur (1797)|Centaur]] zur größten Ehre gereicht. Die Böte waren schon ziemlich vorgerückt, und das feindliche Schiff im Begriff, in den Hafen einzulaufen, als wir das Glück hatten, und an die Seite desselben zu lagen und es zu entern, welches durch die Anstrengungen des Kapitäns Webley, des Lieutenants Lawleß und anderer tapferer Männer, unter einem heftigen Musketenfeuer des Feindes geschah, wodurch, mit Bedauern setze ich es hinzu, der Lieutenant Lawles schwer verwundet wurde. Da das Schiff 6 Faden Wasser hatte, so hoffte ich, es aus dieser Posizion heraus bugsiren zu können; allein, da man es ohne unser Wissen vor einen Anker gelegt hatte, so wurde es unmöglich, dieses zu bewirken. Auf beyden Seiten wurde nun mit vieler Bravour gefochten; aber innerhalb einer halben Stunde mußte es sich ergeben. Bey dieser Gelegenheit unterstützt mich der Kapitän Martin wieder aufs nachdrücklichste, indem er in einer Posizion vor Anker gieng, um den [[HMS Centaur (1797)|Centaur]] flott zu machen, nachdem dieser mit der Prise auf den Grund gerathen war, welches glücklicher Weise in dem Augenblick bewerkstelligt wurde, wo man bemerkte, daß zwey feindliche Schiffe im Begriff waren, nach uns zuzusegeln; allein sie zogen sich wieder zurück, als sie sahen, daß die Schiffe aus dieser schwierigen Lage befreyt waren. Die Prise war der Sewolod von 74 Kanonen, Kapitän Roodneff. Da so viel Wasser im Schiffe war, und es fest auf den Grund saß, so sah ich mich genöthigt, die Gefangenen und Verwundeten davon zu nehmen, und Befehl zu geben, es zu verbrennen. Ich habe die Ehre zu seyn xc. [[Sam. Hood]]. An [[James Saumarez, 1. Baron de Saumarez|Sir James Saumarez, Vizeadmiral der blauen Flagge]].
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'''N. S.''' Zugleich schicke ich Ihnen eine Liste von der Russischen Eskadre. Auf dem [[HMS Centaur (1797)|Centaur]] zählte man 3 Todte und 27 Verwundete, unter letztern befand sich der Premierlieutenant Lawleß. Am Bord der [[HMS Implacable (1805)|Implakable]] waren 5 getödtet und 26 verwundet, Das Russische Linienschiff Sewolod, welches nach einer so tapfern Gegenwehr genommen wurde, hat an Todten, Verwundeten und Vermißten im Ganzen 303 Mann verloren; in der Akzion mit dem [[HMS Implacable (1805)|Implakable]] waren nehmlich 43 Mann getödtet und 80 verwundet, in der Akzion mit dem [[HMS Centaur (1797)|Centaur]] 180 getödtet und vermißt.
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(Die Fortsetzung folgt.) </blockquote>
   
   

Version vom 15. Oktober 2021, 22:23 Uhr

Всеволод (1796).

Zeitungsnachrichten.

[1808]

Rußland. [1]

Laut einer andern Beylage vom 24. Aug. (5. Sept.) giengen von dem Admiral Chanikow vom 15. (27.) Aug. über die Bewegungen der ihm anvertrauten Eskadre die weitern Berichte ein, welche im Wesentlichen folgendes enthalten: Den 9. (21.) Aug. lief erwähnter Admiral, nachdem er alles Nöthige in Stand gesetzt hatte, mit der Eskadre von Hangudd aus, und segelte nach Jungferssund, um die Stärke und die Stellung des Feindes selbst zu rekognosziren. In Jungferssund fand er die feindliche Flotte, 18 Schiffe und Fregatten stark, in den Scheeren vor Anker liegen. Hier kreuzte der Adm. Chanykow mit seiner Eskadre bis zum 13. (25.), an welchem Tage er durch seine Vorderschiffe erfuhr, daß der Feind die Anker zu lichten beginne. Der Feind lichtete auch bald darauf wirklich die Anker, und steuerte bey NO. Wind mit denlinken Seite an den Wind. Admiral Chanykow detaschirte sogleich eine Korvette, um die Bewegungen des Feindes zu beobachten, stellte sich in Schlachtordnung, und lavirte gegen Osten, um nicht von seinen Häfen abgeschnitten zu werden, wo er eine Generalbataille zu liefern gesonnen war. An demselben Tage Nachmittags sah man die feindliche Flotte, begleitet von 2 Englischen Schiffen, auf unsere Eskadre zu laviren. Den andern Tag entschloß sich der Adm. Chanykow den Feind anzugreifen; er laviree die ganze Nacht hindurch, um den Wind nicht zu verlieren. Mit Tagesanbruch, da er sich nahe bey Baltisch-Port befand, erblickte er unter dem Winde die feindliche Flotte, welche aus 13 Linienschiffen und 5 grossen Fregatten bestand. Unter den erstern befanden sich zwey Englische Schiffe; das eine war ein Dreydecker, und führte die Kontre-Admiralsflagge, und das andere ein Zweydeck r, aber von grossem Range; auch befand sich unter den Schwedischen Schiffen ein Dreydecker. Die feindliche Avantgarde, bey welcher die Engländer voran segelten, befand sich nicht mehr weit von unserer Arriergarde, und um 5 Uhr des Morgens griffen die beyden Englischen Schiffe das letzte Schiff unserer Linie, Wsewolod, welches etwas unter den Wind gekommen war, eins nach dem andern an. Da der Admiral Chanykow diese Operazion des Feindes sah, so gieng er mit der ganzen Eskadre auf denselben los. Die Engländer, aus Furcht von ihrer Linie abgeschnitten zu werden, wandten nun auf die andere Seite, welches auch die Schweden befolgten. Der Kommandeur des Schiffes Wsewolod, Kapitain Rudnew, der zuerst das Feuer auf den Feind eröffnet hatte, schlug im Angesicht beyder Flotten den doppelten feindlichen Angriff tapfer und muthig ab, erlitt aber auch dabey selbst beträchtlichen Schaden in Tauwerk. Die Stage, die Marse und Schoten waren zerschossen, die Vorbramstenge war zerbrochen, und Wsewolod war daher nicht mehr im Stande, seinen Platz in der Linie zu behaupten. Admiral Chanykow, der selbst von allem Augenzeuge war, erlaubte ihm, im Baltisch-Port einzulaufen, und gab ihm eine Fregatte zur Begleitung mit. Auf solche Art war unsere Linie, noch ehe die Generalbataille ihren Anfang nehmen konnte, um ein Schiff geringer geworden, und auch das Sch ff Sewernaja Swesda (Nordstern) konnte wegen plötzlicher Beschädigung der Vorstrenge das Vormarssegel nicht gebrauchen, und daher auch seine Stelle nicht genau beybehalten. Durch diese Umstände ward der Feind uns an Stärke weit überlegen, und der Admiral Chanikow steuerte mit seiner Eskadre, damit der Feind diese seine Ueberlegenheit nicht mit Vortheil benutzen möchte, nach Baltisch-Port. Der Feind steuerte nun mit der nämlichen Seite, wie wir, an den Wind, und die Englischen Schiffe wandten alle ihre Geschicklichkeit an, um unser beschädigtes Schiff Wsewolod, welches nicht so bald in Stand gebracht werden, auch mit unserer Eskadre nicht gleichen Schritt halten konnte, abzuschneiden. Um dies feindliche Unternehmen zu vereiteln, befahl der Admiral Chanykow der Arriergarde, dies Schiff zu decken, und ihm alle mögliche Hilfe zu leisten; jedoch konnte selbes, da es zu weit unter den Wind gekommen war, unerachtet aller Anstrengung und Thätigkeit seines Befehlshabers und der Kapitains derjenigen Schiffe, die dasselbe begleiteten, die nördliche Landspitze der Insel Roy nicht umsegeln, um zugleich mit unsern übrigen Schiffen in Baltisch-Port einzulaufen. Es war daher gezwungen, auf der nördlichen Seite dieser Insel, in einer äusserst nahen Distanz vom Ufer, Anker werfen. Unterdessen lief der Oberbefehlshaber mit der ganzen Eskadre in den erwähnten Hafen ein, und setzte alles vollkommen in Stand, um den Feind abzuschlagen, welcher aber nun mit seiner ganzen Flotte wieder in die hohe See umkehrte. Des Admirals Chanykow erstes Bestreben war nun, das Schiff Wsewolod wieder mit der Eskadre zu vereinigen. Er nahm daher alle bey ihm befindliche Ruderfahrzeuge zusammen, und übertrug dies Geschäft den Kapitainlieutenanten Minizkoi und Tulubjew.

Nach 3 Uhr Nachmittags schritten die Kapitänlieutenants Minizkji und Tulubjew zur Ausführung ihres Geschäfts, und begannen bey dem damaligen schwachen Winde das Schiff zu bugsiren. Die Engländer zogen in Angesicht der ganzen Schwedischen Flotte, da wir wegen des schwachen Windes aus Norden und Osten unmöglich die Anker lichten konnten, auf ihren Schiffen alle Segel auf, und nahmen, so viel wie möglich, ihre Richtung auf den Wsewolod, welchen eines der Englischen Schiffe, eben als er sich bemühten, um die Landspitze zu kommen, und bald darauf auch das andere, um 8 Uhr Abends attakirten. Die sämmtlichen Ruderfahrzeuge wurden durch feindliche Kartätschen vertrieben und zerstreut, aber der Kapitainlieutenant Minizkji, welcher sich während des Bugsirens auf einem dieser Fahrzeuge befand, sammelte selbe wieder, und kehrte mit Ihnen zur Eskadre zurück. Wsewolod begann nun aufs neue ein verzweifeltes Gefecht. Der Kapitän Rudnew munterte, ungeachtet sein Kommando größtentheils aus Kriegern von der Miliz bestand, durch das Beyspiel seiner eigenen Tapferkeit seine Untergebenen auf, und flößte ihnen Muth ein, und so empfieng er den Feind unerschrocken. Das Kanonenfeuer war heftig; rother Wiederschein zeigte sich alle Augenblicke über den Kämpfenden; Kanonen- Musketen- und Pistolenfeuer wüthete zugleich, und das Blutvergiessen nach immer mehr zu. Der Kommandeur des Wsewolod, welcher seinen beyden starken und geschickten Gegnern tapfern Widerstand leistete, verlor die Geistesgegenwart nicht, und that, unterstützt durch die exemplarische Anstrengung, Tapferkeit und Gewandtheit des Kapitainlieutenants Tuluwjew, und der sich damals bey ihm befindlichen Offiziere, dem Feinde ausserordentlichen Schaden, auch feuerte Wsewolod, als eines der mit ihm engagirten feindlichen Schiffe an eine Sandbank anstieß, seine ganze Lage auf das Hintertheil des feindlichen Schiffes ab, und tödtete auf demselben eine Menge Menschen; allein da er auch selbst im Rumpfe stark durchschossen, und an vielen St llen leck geworden war, so fieng er an zu sinken. Er zog nun die zerrissenen Ueberreste der Segel auf, segel e fest auf den Grund, und begann den Kampf aufs neue. Nun begann aber, da ihn das eine der feindlichen Schiffe enterte, ein blutiges Gemetzel. Zu wiederholten Malen waren die Feinde genöthigt zu weichen, aber mit neuer Wuth drangen sie wieder an. Das Morden dauerte schon gegen eine Stunde, und es hätte wahrscheinlich erst mit der gänzlicher Aufreibung der Kämpfenden aufgehört, wenn das andere Englische Schiff sich dem Wsewolod nicht genähert hätte. Dies feuerte, nachdem es ganz nahe gekommen war, seine ganze Lage mit Kugeln und Kartätschen auf ihn ab, und entkräftete dadurch den Wsewolod gänzlich. Nur jetzt erst bemächtigten sich die Engländer unsers, in allen seinen Theilen zerschossenen, und mit Leichnamen angefüllten Schiffs, wobey die noch Lebenden, da sie nicht mehr im Stande waren, dem Feinde zu widerstehen, sich ins Wasser warfen, um nicht in Gefangenschaft zu gerathen, und auf solche Art retteten sich durch Schwimmen auf den Lukendeckeln, Rudern u. s. w 56 Mann. Die Engländer, welche es vollkommen unmöglich fanden, das Schiff wieder flott zu machen, es auszubessern, und es dann zu behaupten, steckten selbiges in Brand, und nahmen die übrigen Schiffsleute mit sich, von denen am 15. August der Englische Kontreadmiral Hood mit einem Parlamentair 37 M., alle verwundet, dem Admiral Chanykow zum Auswechseln zusandte. Diese versichern, daß beyde Englische Schiffe sehr viele Getödtete und Verwundete haben, und daß die Schiffe an mehrern Stellen durch und durch geschossen sind. Ueber die Anzahl der Getödteten und Verwundeten auf unserer Seite hat der Admiral Chanykow die zuverlässigen Nachrichten noch nicht alle eingezogen.


Großbrittanien. [2]

Fortsetzung der in der Londner Hofzeitung enthaltenen Kriegsberichte aus der Ostsee:

Am 26. August um 5 Uhr Morgens war der Implakable im Stande, das am meisten unter dem Winde segelnde feindliche Schiff auf eine tapfere Weise zur Akzion zu bringen. Das Manövre wurde so entschlossen und überlegt ausgeführt, daß der Russische Admiral, der mit seiner ganzen Macht herabkam, die ausgezeichnete Superiorität in den verschiedenen Seemanövres nicht hindern konnte, welche sich hier auffallend zeigte. Obgleich das feindliche Schiff mit der größten Bravour focht, so war sein Feuer doch in 20 Minuten zum Stillschweigen gebracht, und nur die Annäherung der ganzen feindlichen Flotte hinderte die Wegnahme desselben, da die Flagge und Wimpel schon heruntergenommen waren; allein hier war ich genöthigt, dem Implakable das Signal zu geben, sich an mich anzuschliessen. Anliegend sende ich das Schreiben des Kapitäns Martin, worin das brave Benehmen des Lieutenants Baldwin der andern Offiziere und der Mannschaft, angegeben wird. Wenn ich den Werth des tapfern, würdigen, vortrefflichen Offiziers, des Kapitäns Martin, durch mein Lob erhöhen könnte, so würde ich es mit der herzlichsten Dankbarkeit thun, allein die hohe Achtung, welche ich gegen ihn als Offizier und Freund hege, läßt sich nicht durch Worte ausdrücken. Da der Russische Admiral eine Fregatte abgeschickt hatte, um das zum Dienst unfähig gemachte Schiff zu bugsiren, so setzte dieser alle Segel bey. Ich aber ließ sogleich durch dem Implakable Jagd machen, und nötigte die Fregatte, ihr Schlepptau fallen zu lassen. Hierdurch wurde der Russische Admiral genöthigt, die Fregatte durch einige Linienschiffe zu unterstützen. Ich hatte alle Aussicht, ihn zum allgemeinen Treffen zu bringen; allein um dieses zu vermeiden, benutzte er einen günstigen Wind, und lief in den Hafen zu Rogerswick ein. Das vom Implakable engagirte Linienschiff gerieth auf eine Sandbank vor dem Eingange des Hafens. Da die See hoch gieng, so hoffte ich, daß es zertrümmert werden würde; allein wie der Wind sich gegen Abend legte, so schien es, als wenn das Schiff vor Anker läge, und man beschäftigt wäre, den Schaden wieder zu repariren. Da es bey Sonnenuntergang still wurde, und man Böte von der Russischen Flotte abschickte, das Schiff in den Hafen zu bugsiren, so gab ich dem Kapitän Webley den Auftrag, sich zu bemühen, dasselbe abzuschneiden. Dieses wurde auf eine Weise ausgeführt, die dem Kapitän Webley, den Offizieren, und der Schiffsmannschaft vom Centaur zur größten Ehre gereicht. Die Böte waren schon ziemlich vorgerückt, und das feindliche Schiff im Begriff, in den Hafen einzulaufen, als wir das Glück hatten, und an die Seite desselben zu lagen und es zu entern, welches durch die Anstrengungen des Kapitäns Webley, des Lieutenants Lawleß und anderer tapferer Männer, unter einem heftigen Musketenfeuer des Feindes geschah, wodurch, mit Bedauern setze ich es hinzu, der Lieutenant Lawles schwer verwundet wurde. Da das Schiff 6 Faden Wasser hatte, so hoffte ich, es aus dieser Posizion heraus bugsiren zu können; allein, da man es ohne unser Wissen vor einen Anker gelegt hatte, so wurde es unmöglich, dieses zu bewirken. Auf beyden Seiten wurde nun mit vieler Bravour gefochten; aber innerhalb einer halben Stunde mußte es sich ergeben. Bey dieser Gelegenheit unterstützt mich der Kapitän Martin wieder aufs nachdrücklichste, indem er in einer Posizion vor Anker gieng, um den Centaur flott zu machen, nachdem dieser mit der Prise auf den Grund gerathen war, welches glücklicher Weise in dem Augenblick bewerkstelligt wurde, wo man bemerkte, daß zwey feindliche Schiffe im Begriff waren, nach uns zuzusegeln; allein sie zogen sich wieder zurück, als sie sahen, daß die Schiffe aus dieser schwierigen Lage befreyt waren. Die Prise war der Sewolod von 74 Kanonen, Kapitän Roodneff. Da so viel Wasser im Schiffe war, und es fest auf den Grund saß, so sah ich mich genöthigt, die Gefangenen und Verwundeten davon zu nehmen, und Befehl zu geben, es zu verbrennen. Ich habe die Ehre zu seyn xc. Sam. Hood. An Sir James Saumarez, Vizeadmiral der blauen Flagge.

N. S. Zugleich schicke ich Ihnen eine Liste von der Russischen Eskadre. Auf dem Centaur zählte man 3 Todte und 27 Verwundete, unter letztern befand sich der Premierlieutenant Lawleß. Am Bord der Implakable waren 5 getödtet und 26 verwundet, Das Russische Linienschiff Sewolod, welches nach einer so tapfern Gegenwehr genommen wurde, hat an Todten, Verwundeten und Vermißten im Ganzen 303 Mann verloren; in der Akzion mit dem Implakable waren nehmlich 43 Mann getödtet und 80 verwundet, in der Akzion mit dem Centaur 180 getödtet und vermißt.

(Die Fortsetzung folgt.)


Quellen.

  1. Wiener-Zeitung. Nro 80. Mittwoch, den 5. Oktober 1808. ff.
  2. Wiener-Zeitung. Nro 94. Mittwoch, den 23. November 1808.