Von Bastille bis Waterloo. Wiki
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XVI.

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Sr. Kaiserlichen Majestät Allerhöchstes Rescript vom 7. November d. J. an den Ober-Befehlshaber der Truppen im liefländischen und kurländischen Gouvernement, Marquis Paulucci, enthält unter andern Folgendes:

Die Kriegsoperationen der Armee des Feldmarschalls Fürsten Golenitschschew-Kutusow betreffend, werden sie aus dem hierbey folgenden Journal und Bericht des Generals von der Cavallerie, Grafen Platow, über die Niederlage des Corps unter Befehl des Vice-Königs von Italien ersehen, und den Zustand der feindlichen Armee nach den beyliegenden aufgefangenen Briefen des Vice-Königs von Italien an den Prinzen von Neufschatel beurtheilen können. -- Nach den letzten Nachrichten befand sich unsere Armee den 1. November auf dem Gute Labkowa im smolenskischen Gouvernement; den 3. aber nahm sich der Feldmarschall vor, mit der Armee die Stadt Krasnoy einzunehmen.

Den eben erhaltenen Bericht der Feldmarschalls vom 31sten October, aus welchem Sie ersehen werden, daß ein ansehnliches Detaschement der französischen Truppen unter Befehl des Brigade-Generals Augereau sich als Kriegsgefangene auf Kapitulation ergeben hat, empfangen Sie hierbey.

Der Ober-Commandeur der Armeen, General-Feldmarschall Fürst Golenitschtschew-Kutusow, unterlegt Sr. Kaiserlichen Majestät am 28. October aus dem Hauptquartier der Stadt Elny über die Kriegs-Operationen vom 24. bis zum 28. October die Fortsetzung des Journals folgenden Inhalts.

Den 24. October unterlegte der General von der Cavallerie Platow vom 23. October. Es hat sich in der Folge ergeben, daß statt der früher angezeigten bey dem kolotzkischen Kloster genommenen 20 Geschütze die Anzahl 27 gewesen.

Es hat der General Orlow-Denißow, welcher seine Gefechte mit den zum Fouragiren und und Abbrennen der Dörfer ausgeschickten feindlichen Parteyen ununterbrochen fortgesetzt, 300 Mann niedergemacht und 88 gefangen.

Der Generallieutenant Schepelew berichtet vom 22. October, daß am 14., als er mit seinem Detaschement nach Elny gegangen, der Feind auf ihn gestoßen wäre. Sein gedachtes Detaschement, welches er in zwey Colonnen eingetheilt, warf den Feind, der in Unordnung nach der Stadt entflohen, und vertrieb ihn. Zur nähmlichen Zeit drängte sich ein anderes feindliches Detaschement ihm in den Rücken, allein der Generallieutenant Schepelew hielt dasselbe durch einige Schüsse mit Kugeln und Kartätschen zurück. Die feindlichen Detaschements hatten sich vereinigt und in der Stadt postirt, unsere Truppen hingegen ließen bloß das Thor nach Smolensk zu offen, und hielten die Feinde von 3 Seiten blockirt.

An diesem Tage war das Hauptquartier der Armee in dem Dorfe Krasnoi.

Am 26. October ging von dem General der Cavallerie Platow die Nachricht ein, daß er am 24sten den sich zurückziehenden Feind längs der großen Smolenskischen Straße bis zu der Dorfschaft Semlewo verfolgt, und mehr als 1000 Mann zu Gefangenen gemacht hat.

Der General von der Infanterie Miloradowitsch erreichte mit seinem Vortrab den Feind, dessen Avantposten bey der Dorfschaft Tschebatowa verlegt waren, und hielt zwey Werste davon bey dem Dorfe Sarubeschja Nachtlager. -- Dabey berichtet er, daß der Feind bey seinen eiligsten Rückzuge eine Kanone im Wasser zurückgelassen hat, die er wieder herausziehen lassen. Die ganze Straße ist von Leichnamen der theils an Krankheiten und Müdigkeit Umgekommenen, Theils Erschlagenen, imgleichen von einer Menge der am Wege zerstreuet liegenden kranken und ermüdeten Leute, so wie auch von Fuhren und abgematteten Pferden besäet.

Heute traf der General Miloradowitsch mit dem Vortrab in der Dorfschaft Semlewo ein und lösete den General der Cavallerie Platow ab, welcher mit seinem Detaschement vom großen Wege rechts marschirte, und nach Dorogobusch zu seine Richtung nahm.

Das Hauptquartier der Armee ist in dem Dorfe Gawrjukow.

Den 26. Der General der Kavallerie Platow übersendet eine in der Schlacht bey Wäsma eroberte Fahne mit dem Bericht, daß er bey seinem Verfolgen des Feindes von Wäsma nach Dorogobusch am 25. einige Escadrons von der Garde-Cavallerie geschlagen und ihnen drey Kanonen genommen hat. Bey dieser Gelegenheit sind viele auf dem Platze geblieben und 300 Mann zu Gefangenen gemacht. Gleichfalls berichtet er, daß er, von der großen Straße rechts gehend, sich bestreben wird dem Feinde zuvorzukommen, und sodann ihn entweder gänzlich zu schlagen oder auch ihn bey der Solowjewschen Überfahrt anzugreifen.

So marschirt denn der Vortrab des Generals Miloradowitsch längs der großen Straße hinter dem Feinde her. Der General Platow geht mit seinen Regimentern von der großen Straße rechts voran, sucht den retirirenden Feind an dem Hauptpuncte zu schlagen, und hat an den feindlichen Flügeln annoch besondere Commando's, denen befohlen ist, dem Feinde das Fouragiren und Abbrennen der Dörfer zu verhindern.

Der General-Adjutant, Graf Orlow-Denißow, ist dem linken feindlichen Flügel bis zur Überfahrt über den Dniepr, bey Solowjewa befindlich, gefolgt, und wird bemüht seyn, dessen Überfahrt zu erschweren. Die Armee, welche auf Nebenwegen geht, hatte ihr Hauptquartier in der Dorfschaft Bieloi Cholm.

Den 27. Der General Miloradowitsch verfolgte am 26. October mit Heftigkeit den Feind, und erlaubte ihm nicht, 8 Werste dießseits der Stadt Dorogobusch eine andere Brücke anzulegen, wodurch denn der Feind bey der Überfahrt einen beträchtlichen Verlust an Ertrunkenen und an einer Menge zurückgelassener Obose erlitt. -- Nach der Ankunft bey Dorogobusch nahm der Feind eine vortheilhafte Position ein und vertheidigte sich sehr hartnäckig, weßhalb der General Miloradowitsch sich genöthigt sah, ihn mit zwey Jägerregimentern anzugreifen, und schickte zur nähmlichen Zeit die vierte Division ab, um ihn umzugehen. Dieß zwang den Feind, die Stadt zu verlassen. Bey seinem Anzug haben ihm die Jäger zwey Kanonen und einige Pulverkasten, die Kosaken aber zwey Feldstücke abgenommen. Zu Gefangenen sind gemacht worden: 1 Officier und gegen 600 Gemeine.

Der Oberstlieutenant Dawidow berichtet vom 26. October: daß er zwischen den Städten Krasnoi und Smolensk mit forcirten Märschen gehe, und die feindlichen Transporte zu vernichten suchen werde.

Die Gefangenen erzählen, daß, als am 13ten zwischen Jaroslawez und Barowsky 11 Kanonen genommen worden, sodann Napoleon selbst mit seiner Suite sich in der Nähe befunden habe, und aus Jaroslawez nach Borowsk zu eiligst geritten sey, und wenn dieß (wie die französischen Offiziers bemerken) den Kosaken und Jägern, unter dem Commando des Obersten Kaisarow, wissend hätte seyn können; so würden sie gewiß ihre Anstrengung, zur Abnahme der Kanonen, ausgesetzt, und ihre ganze Aufmerksamkeit auf diese so theure Beute gerichtet haben, er würde durch unsere Kosaken ohne Zweifel eingehohlt und gefangen genommen worden seyn.

Hauptquartier der Armee in der Stadt Elny.

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Bericht des Generals Miloradowitsch, an den General-Feldmarschall, vom 26. October aus Dorogobusch.

Heute Morgen um 4 Uhr rückte ich mit dem mir anvertrauten Vortrab aus, und erlaubte dem Feinde, während dem ich ihn verfolgte, nicht, eine andere Brücke über den Fluß, 8 Werste dießseits der Stadt zu bauen. Dadurch hatte der Feind bey der Überfahrt einen außerordentlichen Verlust, eine große Anzahl ertrunkener Leute, und hinterließ eine beträchtliche Obose. -- Nach der Ankunft bey der Stadt Dorogobusch vertheidigte der Feind dieselbe, ihrer vortheilhaften Position nach, sehr hartnäckig, und ich sah mich genöthigt, diese Stadt mit zwey Jäger-Regimentern anzugreifen. Das Gefecht währte 2 Stunden, weßhalb denn ich die vierte Division abschickte, den Feind zu umgehen, und dieß zwang denselben, die Stadt zu verlassen.

Bey seinem Abzuge haben unsere Jäger ihm zwey Kanonen und einige Pulverkasten abgenommen, noch andere zwey Geschütze nahmen die Kosaken. Zu Gefangenen sind gemacht: 1 Offizier und an 600 Gemeine. Unsrerseits ist der Verlust an Erschlagenen und Verwundeten nicht über 60 Mann.

Die Cavallerie folgt dem Feinde nach, und wird denselben bis in die späte Nacht verfolgen. Die Infanterie hingegen, welche heute früh um 4 Uhr ausrückte, hat eine sehr schwere Überfahrt gehabt und mußte Brücken bauen; sie hat ihr Nachtlager, nachdem sie die Stadt passirt ist, aufgeschlagen. Nach meinem Einrücken in die Stadt hatte ich das Vergnügen, unsere Verwundete, nämlich vom Nowgorodschen Cürassierregimente den Obersten Sakownin, und von der reitenden Garde den Kornet Fürsten Golitzin, anzutreffen, welche mir erzählten, daß der größte Theil der französischen Kanonen und Obose längs der Straße nach Duchowtschina zu abgefertigt sind, und daß heute, bey der Überfahrt über den Fluß, der Feind in großer Unordnung gewesen sey und mehrere Geschütze versenkt habe, die Soldaten aber ihren Officieren weiter keinen Gehorsam leisteten.

Außer denen, die ich zu Gefangenen habe, werden noch viele französische Marodeurs und Krankgewordene gesammelt, deren Zahl noch nicht angezeigt werden kann.

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Der General-Adjutant Golenitschtschew-Kutusow berichtet aus der Dorfschaft Nicolai-Pogorelowa, daß, nachdem er mit dem ihm anvertrauten Corps am 20. October aus Moskwa ausgerückt ist, seine Vorder-Detaschements am 30. auf der Wege zwischen Dorogobusch und Duchowtschina bey dem Dorfe Saprukin sich befunden haben. Er selbst aber wird sich mit ihnen den 1. November vereinigen.

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Der General der Cavallerie, Graf Wittgenstein, berichtet vom 30. October aus dem Flecken Tschaschniki, daß, als unsere Truppen die Stadt Witepsk eingenommen haben, man in den Magazinen an vorräthigem Proviant und Fourage 750 Czetwert Roggen und Mehl, bis 250 Czetwert Hafer, 40 Czetwert Grütze, 4000 Pud Heu und 6 Fässer Branntwein gefunden hat.

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Bericht des General-Feldmarschalls Fürsten Golenischtschew-Kutusow vom 28. October aus der Stadt Jelna.

Laut Bericht des Generals der Cavallerie Grafen von Platow, vom 27. Oktober 1812, aus dem Dorfe Mantorowo, hat das 4te französische Corps, unter Befehl des Vice-Königs von Italien, eine gänzliche Niederlage erlitten. 3000 Mann Gefangene, eine Menge Todte und 62 Kanonen mit Anspann und allem dazu gehörige Train sind genommen worden.

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Der General-Feldmarschall Fürst Golenischtschew-Kutusow, berichtet Sr. Kaiserlichen Majestät aus dem Dorfe Lobkowa vom 31. October Folgendes:

Nach Abfertigung meines letzten allerunterthänigsten Berichts verließ der Feind die Stadt Dorogobusch, und richtete mit einem Theil seiner Truppen seinen Marsch nach Duchowskoy, mit dem andern aber auf dem Wege nach Smolensk. Der General der Cavallerie, Platow, benutzte die getheilten Bewegungen des Feindes, und ging auf dem Wege nach Dorogobusch, während der General Miloradowitsch mit den leichten Truppen seiner Avantgarde den andern Theil an die Solowjewsche Überfahrt drängte. Auf beyden Wegen erlitt der Feind eine Niederlage. Von den Operationen des Generals der Cavallerie, Platow, habe ich das Glück gehabt, Ew. Kaiserlichen Majestät seinen Bericht im Originale vorzustellen. Die leichten Truppen von der Avantgarde des Generals Miloradowitsch, unter Commando des General-Majors Jurkowsky, nahmen bey der Verfolgung des Feindes nach der Solowjewschen Überfahrt 21 Kanonen und machten 940 Mann gefangen. Der General-Adjutant Ew. Kaiserlichen Majestät, Graf Orlow-Denißow, nachdem er alsdann den Befehl erhielt, die Flankenbewegung der Armee nach der Stadt Elny zu decken, und nachdem er in Erfahrung gebracht, daß der Feind in ziemlich starker Anzahl sich in den Dörfern Liachowa und Jaswina, auf dem Wege aus Elny nach Smolensk befand, so schloß er an seine Truppen die Parteygänger Figner, Seslawin und Dawidow, und nachdem er den Feind gänzlich umging, machte er den 28. einen Angriff. Der bestürzte Feind fing anfänglich an sich zu vertheidigen, aber die günstige Wirkung unserer Artillerie nöthigte ihn, sich nach dem Dorfe Liachow zurückzuziehen. Zu der nähmlichen Zeit erschien auf dem Smolenskischen Wege ein Detaschement Cavallerie von 2000 Mann; ihm rückte der General, Graf Orlow-Denißow, mit seinen Kosaken entgegen, nachdem er den Partheygängern den Befehl ertheilte, gegen den in das vorerwähnte Dorf sich geworfenen Feind zu agiren, welchem man inzwischen alle Wege zur Retirade abschnitt. Während dem Gefechte mit der Cavallerie wurde mit dem umringten Feinde negociirt, welcher bald darauf unsern Vorschlag genehmigte, das Gewehr unter der Bedingung zu strecken, daß er sein Eigenthum behalte.

Dieser Sieg ist um so ausgezeichneter, da während der ganzen jetzigen Campagne zum ersten Mahle ein feindliches Corps sich ergibt.

In diesem Corps befindet sich der Brigade-General Augereau, 60 Stabs- und Oberofficiere und 2000 Mann Gemeine.


Der General-Adjutant Kutusow berichtet Sr. Kaiserlichen Majestät am 30. October aus dem Dorfe Nikolo Pogareloy Folgendes:

Ich habe das Glück Ew. Majestät zwey Originalbriefe des Vicekönigs von Italien an den Prinzen von Neufschatel zu unterlegen, welche von dem Detaschement, unter Befehl des Majors Benckendorff, beym Dorfe Saprikino, zwischen Dorogobusch und Duchowtschina aufgefangen sind. Aus den Briefen des Vicekönigs, und nach Aussage der Gefangenen erhellet, daß das vierte feindliche Armeecorps bestimmt war, nach Witepsk zu marschiren; allein da der Vicekönig erfuhr, daß die Straße nach Duchowtschina und die Stadt selbst von einem Detaschement des mit anvertrauten Corps schon besetzt war, so veränderte er seine Direction und zog nach Smolensk.


Übersetzung eines Briefes des Vicekönigs von Italien, Eugen Napoleon, an den Prinzen von Neufchatel, aus Saselie vom 26. October 7. November 1812.

Ich habe die Ehre, Ew. Durchlaucht zu berichten, daß ich mich heute früh um 4 Uhr in Bewegung gesetzt habe; die Schwierigkeiten des Terrains und das Glatteis haben aber dem Marsche meines Armeecorps so viel Hindernisse in den Weg gelegt, daß die Avantgarde allein um 6 Uhr Abends hier hat ankommen können und die Arriergarde zwey Meilen zurück eine Position nehmen müssen.

Von 2 bis 5 Uhr zeigte sich der Feind auf meiner Rechten. Er griff beynahe zu gleicher Zeit die Avantgarde, das Centrum und die Arriergarde mit Artillerie, Kosaken und Dragonern an. In der Avantgarde fand er einen Zwischenraum, den er benutzte, um Hurra zu rufen und zwey Feldstücke zu nehmen, welche sich auf einer steilen Anhöhe befanden und von ihren Eskorten entfernt waren. Das neunte Infanterie-Regiment eilte herbey, die Stücke waren aber schon fortgebracht.

Auf die Arriergarde feuerte der Feind aus vier Kanonen, und der General Ornano glaubt, ohne indeß gewiß zu seyn, Infanterie gesehen zu haben. Auf jedem der übrigen Puncte hatte er zwey Kanonen. Ew. Durchlaucht werden leicht beurtheilen können, daß meine Lage ziemlich kritisch ist, da ich durch mein schweres Gepäck, welches mir zurückgegeben ist, und durch eine zahlreiche Artillerie, bey welcher heute ohne Übertreibung 400 Pferde crepirt sind, beschwert bin. Demungeachtet werde ich morgen meine Bewegungen fortsetzen, um in Pologhi anzukommen. Dort werde ich Erkundigungen einziehen, welche mich bestimmen werden, entweder nach Duchowtschina oder nach Pnewo zu gehen.

Ich kann Ew. Durchlaucht nicht verbergen, daß, nachdem ich alle Mittel angewandt habe, ich mich jetzt in der Unmöglichkeit befinde, meine Artillerie zu schützen, und daß sie daher großem Verlust ausgesetzt seyn wird. Heute schon sind mehrere Stücke vernagelt und vergraben.


Übersetzung eines Briefes des Vicekönigs von Italien, Eugene Napoleon, an den Prinzen von Neufchatel, von der Überfahrt über den Fluß Vop den 27. October 8. November 1812.

Ich überschicke Ew. Durchlaucht hierbey einen Brief, den ich Ihnen gestern geschrieben hatte, der aber nicht zu seiner Bestimmung gelangte, da der Officier, welcher ihn überbringen sollte, von seinem Wegweiser irre geführt wurde.

Ew. Durchlaucht werden erstaunt seyn, mich noch am Vop zu wissen. Ich bin demungeachtet heute früh um 5 Uhr aus Saselie ausmarschirt, die Straße ist aber sehr von Gräben durchschnitten, daß es unsägliche Mühe gekostet hat, bis hierher zu gelangen. Mit Schmerz befinde ich mich in der harten Nothwendigkeit, Ihnen die Verluste gestehen zu müssen, die wir gehabt haben, um unsern Marsch zu beschleunigen. Diese drey Tage haben dem Armeecorps zwey Drittel seiner Artillerie gekostet. Gestern sind 400 Pferde crepirt, und heute vielleicht noch ein Mahl so viel, die vielen Pferde nicht gerechnet, die ich befohlen habe von den Militär- und Privat-Equipagen hinzuzuthun. Ganze Züge crepirten auf ein Mahl. Einige sind bis drey Mahl erneuert worden.

Heute ist das Armeecorps auf dem Marsche nicht beunruhigt worden. Es sind nur einige Kosaken ohne Artillerie gesehen worden, welches mir nicht natürlich scheint, und wenn dem Berichte eines Voltigeurs, aus Kundschaft ausgeschickt, Glauben beygemessen werden kann, so zieht sich eine Colonne Infanterie, Artillerie und Cavallerie in der nähmlichen Richtung als wir auf Duchowtschina. Diese Nacht schickte ich eine starke Rekognoscirung nach Duchowtschina, wo ich morgen zu seyn hoffe, wenn der Feind mir nicht einen ernsthaften Widerstand leistet; denn ich kann Ew. Durchlaucht nicht verhehlen, daß die Leiden dieser drey Tage den Muth der Soldaten so sehr niedergeschlagen haben, daß ich ihn in diesem Augenblicke keiner Anstrengung fähig halte. Viele Menschen sind aus Hunger oder Kälte gestorben, und andere haben sich aus Verzweiflung gefangen nehmen lassen.

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In diesem Augenblick ist hier die Nachricht eingetroffen, daß die Franzosen am 3. d. M. den General von der Cavallerie Grafen Wittgenstein in seiner Position bey Tschaschniki mit überlegener Macht angegriffen und versucht haben, seinen linken Flügel zu tourniren, um seine Communication mit Beschenkowitsch und Witepsk abzuschneiden, daß der Feind aber zurückgeschlagen ist, sich eiligst auf Wäreja zurückgezogen hat und von der Avantgarde des Grafen Wittgenstein verfolgt wird, während der Graf mit seiner Hauptmacht in seiner alten Position bleibt.

Riga, den 9. November 1812.

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Quellen.[]

  1. Actenstücke und Materialien zu der Geschichte des großen Kampfes um die Freyheit Europa's in den Jahren 1812 und 1813. Germanien, bey Peter Hammer. 1813.
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